Glück ist, zu tun, was man gerne tut



Da es auf iPersonic ja immer wieder um das Thema Glück und Glücklichsein gehen soll, werden in loser Folge (und natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit!) so nach und nach viele Stimmen zitiert werden, die zu diesen Themen wichtige Erkenntnisse liefern können. Heute soll es an dieser Stelle um einen Psychologen mit dem für deutsche Zungen mörderischen Namen Mihály Csikszentmihályi gehen. (Der Mensch stammt nun mal von Ungarn ab; wer‘s versuchen will: er spricht sich wohl in etwa aus wie tschik-sent-mi-hai - zumindest sind wir damit beim Psychologieexamen durchgekommen ...)

Csikszentmihályi forschte bereits Mitte der 1970er Jahre zum Thema Glück und kam zu dem Schluss, dass Menschen das größte Glücksgefühl dann erleben, wenn sie sich in einem Zustand befinden, den er als „Flow“ bezeichnete. Flow bedeutet, dass wir völlig in einer Tätigkeit aufgehen und in ihr versinken, während alles andere nebensächlich wird. Zeit und Raum, selbst unsere eigenen Bedürfnisse treten zurück und verlieren ihre Bedeutung. Wir sind völlig konzentriert, die Aufgabe absorbiert uns ganz und gar, wir werden gewissermaßen eins mit dem, was wir da tun.

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Die meisten von uns kennen das Gefühl aus eigener Erfahrung sehr gut: mindestens aus der Zeit, aus der wir Kinder waren. Erinnerst du dich noch daran, wie du damals in dein Spiel versinken konntest, nicht gemerkt hast, wie es spät wurde, wie du Hunger und Durst bekamst und längst über deine Schlafenszeit hinaus warst? Viele Menschen erleben das Glück des Flow auch in ihren Hobbys. Und ganz besonders Glückliche finden den Flow in ihrer Arbeit. Eigentlich sind Beruf und Arbeit nämlich die Felder, auf denen - zumindest theoretisch - die besten Aussichten auf ein Flowerleben bestehen, wenn man es richtig anstellt. Das liegt an den Bestandteilen, die Csikszentmihályi als wesentlich für flowerzeugende Aktivitäten herausgefunden hat:
  • Wir sind der Aktivität gewachsen. Will heißen: wir fühlen uns von ihr weder unter- noch überfordert. Das, was wir an Fähigkeiten und Kompetenzen zur Verfügung haben, passt genau zu dem, was die Aufgabe an Herausforderung für uns beinhaltet, ein bisschen so, wie Schlüssel ins Schloss.

  • Wir sind fähig, uns auf unser Tun zu konzentrieren. Die Konzentration auf das, was wir da tun, ist vollständig; d. h. wir sind ganz bei der Sache (und denken nicht nebenbei an etwas anderes, grübeln nach, ob die Tätigkeit überhaupt einen Sinn hat oder lassen uns von anderen Dingen ablenken). Eigentlich ist es der Idealfall von „im Hier und Jetzt“ sein, wie Therapeuten das gern nennen. Oder der Achtsamkeit, die uns im Alltag so oft fehlt.

  • Die Aktivität hat deutliche Ziele. Es ist ganz klar, worauf die Sache hinauslaufen soll/wird und wir wissen auch genau, was wir tun müssen, um zu diesem Ziel zu kommen. Es gibt keine Unsicherheit über die Richtung oder die Art dessen, was zu tun ist.

  • Die Aktivität hat unmittelbare Rückmeldung. Noch im Tun oder unmittelbar nach dessen Abschluss wissen wir, ob die Aktivität gelungen ist, ob wir etwas richtig oder falsch gemacht haben.

  • Wir haben das Gefühl von Kontrolle über die Aktivität. Wohlgemerkt: „das Gefühl von“. Es ist unwichtig, ob das objektiv betrachtet so ist oder nicht. Das Gefühl genügt.

  • Unsere Sorgen um uns selbst verschwinden. Da wir so absorbiert sind von dem, was wir da tun, und so konzentriert darauf, werden negative Gedanken oder auch nur das Bewusstsein von sich selbst verdrängt. Wir haben keine Zeit und kein Interesse dafür, uns mit unserem eigenen Zustand zu beschäftigen oder ihn zu hinterfragen.

  • Unser Gefühl für Zeitabläufe ist verändert. Wahrscheinlich das bekannteste und immer wieder verblüffendste Merkmal des Flow: eine Stunde vergeht wie eine Minute und man hat keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist.

Um Flow zu erzeugen, muss eine Aktivität nicht alle Bestandteile gleichzeitig enthalten; aber wenn man sie so untereinander aufgelistet sieht, hat vermutlich jeder von uns Situationen und Tätigkeiten im Kopf, auf die die Beschreibungen passen oder gepasst haben - und erinnert sich an das tiefe Gefühl von Glück und Zufriedenheit, die sie in ihm erzeugt haben. Arbeit kann im besten Fall eine fabelhafte Flowquelle sein, wenn die Passung zwischen uns und dem, was wir tun, gut genug ist. Eine Aufgabe, die zwar schwierig ist, die wir aber gelöst bekommen, stimuliert im Gehirn Belohnungszentren wie kaum etwas anderes. Auch viele Freizeitaktivitäten können Flow hervorrufen - egal, ob man nun rudert, malt oder Klavier spielt. Wichtige Erkenntnis aber: am Strand herumliegen und in der Sonne dösen gehört nicht zu den Flow-erzeugenden Dingen, genauso wenig wie Pralinenschachteln dezimieren oder fernsehen. Alle diese Dinge sind vielleicht kurzfristig entspannend und befriedigend, mittelfristig aber werden sie langweilig, weil sie keine Herausforderung beinhalten, mit der wir uns auseinandersetzen können. Glück hat also nichts damit zu tun, dauerhaft in der Hängematte zu liegen und Tequila zu trinken. Glück ist, wenn man konzentriert das tut, was man gern tut und gut kann.

Nimm dir doch mal einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken, bei welchen Tätigkeiten du persönlich schon Flow-Erlebnisse hattest. Ist das ein Zustand, den du gut kennst und von dem du genau weißt, wie du ihn herbeiführen kannst, z. B. weil du ihn in deiner Arbeit findest oder bei einem Hobby? Oder ist das ein Zustand, der eher eine ferne Erinnerung ist, der irgendwie in die Kinderzeit gehört, wo es doch so oft passiert, dass man alles um sich herum vergisst? Dann wäre es vielleicht eine gute Idee, nach und nach wieder mehr Gelegenheiten für Flow-Erlebnisse in deinem Leben zu schaffen. Sie fallen einem natürlich nicht in den Schoß - gerade wenn man ein bisschen den Kontakt zu ihnen verloren hat, muss man erst ein bisschen suchen, bis man weiß, worin man selbst am besten ganz aufgehen kann. Manchmal hilft es dabei, sich wirklich mal genauer an die eigene Kindheit zu erinnern, daran, was man am liebsten getan hat. War man dabei eher draußen, eher drinnen? Eher alleine oder mit anderen zusammen? Was für Merkmale hatten die Tätigkeiten, die einem so wichtig waren, dass alles andere unwichtig wurde? Ausgehend von diesen Überlegungen kannst du dich dann Schritt für Schritt an Aktivitäten herantasten, die in etwa auf der gleichen Wellenlänge liegen wie die, an die du dich erinnerst. Wenn du z. B. gerne gemalt und gebastelt hast - versuch doch mal, wie es heute mit solchen Dingen bei dir aussieht. Natürlich solltest du die Anforderungen ein bisschen höher stecken als damals - Fingerfarben und Fimo sind vielleicht nicht ganz das Richtige, um eine passgenaue künstlerische Herausforderung für einen Erwachsenen zu liefern - aber das ist ja das Schöne: du kannst einfach mal herumprobieren und mit vielen Möglichkeiten experimentieren. Wenn der Flow sich einstellt, wirst du es ganz bestimmt merken. Und hinsichtlich deiner Arbeit kannst du dich mal fragen: Wenn du kein Geld dafür bekämst - würdest du sie dann trotzdem machen wollen, weil du sie so gerne tust? Entspricht sie einigermaßen Csikszentmihályis Kriterien? Wenn nicht: könntest du sie ein kleines Stück in diese Richtung hin verändern, wenigstens mittelfristig?

Wenn du es schaffst, regelmäßige Flow-Erlebnisse zu einem festen Bestandteil deines Lebens werden zu lassen, bist du dem Glück einen riesigen Schritt näher gekommen.

„Nicht Unglück, sondern Langeweile ist das Gegenteil von Glück.“ (Stephan Lermer)

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