Die Liebe und ihr(e) Henker - 5 Tipps, um auch die beste Beziehung schnell zu ruinieren



Den Paarforscher John Gottman kennst du ja vielleicht schon aus meinem Blog-Beitrag "Gutes Streiten, schlechtes Streiten". Darin ging es um die von ihm gefundene 5:1-Streitformel von glücklichen Paaren. Gottman sind aber natürlich auch jede Menge unglückliche Paare bei seinen Untersuchungen begegnet - ein Glück für uns, denn auf diese Weise gelang es ihm, im Laufe der Zeit fünf Verhaltensweisen herauszukristallisieren, die er selbst die „apokalyptischen Reiter“ getauft hat.

Die apokalyptischen Reiter sind alles Kommunikationsmuster, die - seinen Ergebnissen zufolge - so zerstörerisch auf selbst gute Beziehungen einwirken, dass deren Untergang fast schon vorprogrammiert ist, wenn man ihnen freien Lauf lässt. Wenn du in einer Partnerschaft lebst - oder das irgendwann (wieder) mal vorhast - ist es also sicher ganz nützlich, diese finsteren Gesellen kurz mal ins Auge zu fassen, damit du weißt, wer euer Feind ist. Auf diese Weise kannst du die Untergangsboten hoffentlich rechtzeitig entlarven und des Platzes verweisen!

Der erste Reiter: Kritik


Ganz klar: Keine Partnerschaft kommt ohne Auseinandersetzungen und Klagen des einen Partners über den anderen aus. Das ist völlig normal und auch eigentlich ganz gesund, zeigt es doch, dass sich da zwei unterschiedliche Menschen gefunden haben und keine siamesischen Zwillinge, die über alles und jedes gleicher Meinung sind (wie langweilig!!). Also beschwere dich ruhig mal, wenn dir Dinge nicht passen. Aber - sagt Gottman - belasse es bei einer Beschwerde, und mach keine Kritik am Charakter oder der Person deines Partners daraus! Das ist der kleine, aber wichtige Unterschied. Eine Beschwerde konzentriert sich auf ein bestimmtes Verhalten, im Idealfall auch auf einen (oder mehrere) konkrete Vorfälle. Beispiele gefällig?

„Es ist keine Milch mehr da. Du hattest doch versprochen, dass du welche mitbringst?“ „Nie kann man sich auf dich verlassen! Immer vergisst du alles! Jetzt haben wir wieder mal keine Milch!“

„Wir hatten ausgemacht, dass du Freitagabend spätestens um halb fünf da bist, damit du die Kinder zum Judo fahren kannst. Jetzt musste ich zum zweiten Mal mein Yoga ausfallen lassen, um sie hinzubringen, weil du zu spät nach Hause gekommen bist. Das ärgert mich.“ „Deine Kinder und ich sind dir völlig egal! Immer denkst du nur an dich und deine blöde Arbeit. Ich möchte wissen, warum ich dich geheiratet habe.“

Es kann ganz schön schwierig sein, sich an die Art der jeweils ersten Formulierung zu halten, vor allem, wenn man sehr ärgerlich ist, ich gebe es zu. Trotzdem ist es wichtig, sich hinsichtlich dieses Kommunikationsverhaltens zu disziplinieren, so weit es geht. Für den Anfang schon sehr gut: Worte wie „immer“, „nie“, „wieder mal“, „tausendmal“ usw. möglichst vermeiden!

Der zweite Reiter: Verteidigung / Rechtfertigung


Wie reagierst du in den meisten Fällen, wenn jemand dich angreift oder kritisiert? Vermutlich mit einem ganz instinktiven Verteidigungsmanöver, klar. Zum Beispiel auf den obigen Vorwurf: „Wenn ich ausnahmsweise mal länger arbeiten muss, dann maulst du rum, aber die Kohle, die ich damit heimbringe, die ist dir ganz recht, oder?“ Eigentlich eine aus zweierlei Gründen ziemlich verständliche Reaktion: erstens wehrt man sich natürlich, wenn man angegriffen wird, und zweitens versucht man auf diese Weise ja auch, sein Verhalten in irgendeiner Weise zu rechtfertigen bzw. zu erklären. Gut zu erkennen ist dieser Reiter an Formulierungen wie „ja, aber ...“ oder auch „stimmt ja gar nicht!“ Das Problem dabei ist aber, dass diese Reaktion - auch wenn sie sehr menschlich ist - nicht zur Deeskalation beiträgt; im Gegenteil. Das hat zwei Gründe: Einmal fühlt sich durch ein solches Manöver der andere automatisch irgendwie beschuldigt und ebenfalls angegriffen. Und zum anderen bekommt er das Gefühl, dass er mit seiner Beschwerde nicht ernst genommen wird, sondern diese einfach vom Tisch gefegt wird. Die Folge: er wird vielleicht noch lauter, noch aggressiver, setzt noch eins drauf - um endlich zu hören zu bekommen, was er erwartet: „Ja, du hast Recht. Es tut mir Leid. Ich hätte mehr auf die Zeit achten oder wenigstens anrufen sollen.“ Auf diese Weise wäre ihm der Wind erst mal aus den Segeln genommen, die Situation könnte sich beruhigen - und dann wäre der richtige Zeitpunkt, um noch mal nach einer konstruktiven Problemlösung zu suchen. Dann wäre es vielleicht auch möglich, zu sagen: „Du, hör mal, gerade Freitagabend ist es bei uns oft schwierig, früher rauszukommen. Können wir das auch anders regeln, damit du trotzdem in dein Yoga kommst? Ich möchte nicht, dass du das immer versäumst.“

Der dritte Reiter: Verachtung


Wenn der des Weges kommt, musst du schon scharf aufpassen: Gottman nennt ihn die „Schwefelsäure der Liebe“. Kein Wunder, wenn man sich die Zutaten dieser Ingredienz anschaut: Sarkasmus, Zynismus, Verfluchen, Augenrollen, Verhöhnen, Provokationen, Nachäffen, lächerlich machen, respektloser oder abschätziger Humor:
„Seit wann weißt du denn, wo in diesem Haus die Geschirrspülmaschine steht?!“ „Du bist einfach eine hysterische Ziege - ist ja kein Wunder, bei deiner kaputten Familiengeschichte!“ „Und, was willst du jetzt tun, heim zu deiner Mami laufen und dich über deine schlimme Ehefrau beschweren? Mach nur, du bist ja sowieso so ein richtiges Muttersöhnchen!“

Bei diesem Reiter geht es nicht mehr darum, etwas konstruktiv zu verändern, sondern nur noch, draufzuhauen - und zwar bewusst und so, dass es möglichst weh tut. In diesem dritten Reiter zeigt sich daher besonders viel Abneigung und Ablehnung. Eine ebenfalls verbreitete Variante der Verachtung ist es, intime Dinge, die der Partner einem erzählt hat, im Streit gegen ihn zu verwenden. Ein schlimmer Vertrauensmissbrauch!

Der vierte Reiter: Mauern und Rückzug


Ein vor allem bei (von Beziehungsstreitigkeiten genervten) Männern beliebter Reiter. Aber auch Frauen verbünden sich manchmal mit ihm. Schweigen, keine Reaktion, abwenden, versteinerte Miene - das sind die Kennzeichen dieses Untergangsbotens. Natürlich kann es manchmal besser sein, auf einen Vorwurf nicht gleich zu reagieren, sondern erst mal zu warten, bis sich die Lage abgekühlt hat. Damit kann man eventuell verhindern, dass der Streit komplett eskaliert. Wichtig ist es aber, zu signalisieren: „Ich ziehe mich jetzt mal zurück, um zur Ruhe zu kommen, damit wir wieder vernünftig miteinander reden können. Lass uns in einer halben Stunde / morgen früh / heute Abend weiter diskutieren.“ Das ist dann kein Mauern, denn man gibt zu erkennen, dass man sich so verhält, um der Beziehung zu nutzen, und dass man bereit ist, in Kontakt zu bleiben. Also etwas ganz anderes, als sich abweisend hinter der Zeitung zu verschanzen, einfach wegzugehen oder den anderen zu ignorieren. Mauern und Rückzug sind wirkungsvolle Mittel, den anderen schlagartig ins Aus zu manövrieren und ihm zu zeigen: Du bist mir egal, ich nehme dich nicht wahr, du bist Luft für mich. Und was könnte wohl destruktiver für eine Beziehung sein als das?

Der fünfte Reiter: Machtdemonstration



„Mecker du ruhig, bis du blau im Gesicht bist, das ist mir doch egal.“
„Es wird jetzt gemacht, wie ich sage, ich will keine weiteren Diskussionen mehr.“
„Davon verstehst du sowieso nichts.“

Wer seine Macht auf diese Weise demonstriert, signalisiert dem anderen: Deine Bedürfnisse sind mir egal, ich habe kein Interesse an Kompromissen, ich setze meinen Willen durch, koste es, was es wolle. Klar, dass das das Todesurteil jeder glücklichen Beziehung ist. Macht kann man aber auch noch durch andere Kommunikationsformen demonstrieren: Wer dem anderen ständig ins Wort fällt und ihn bei jeder Gelegenheit unterbricht, wer über das vom anderen Gesagte einfach weggeht und ständig mit Du-Botschaften um sich wirft („du bist ...“ „du hast ...“ usw.), demonstriert genauso, dass er sich aktiv über den anderen hinwegsetzt. Das hält keine Partnerschaft auf Dauer aus.

So, nun kennst du die fünf apokalyptischen Reiter und kannst sie ausbremsen, wenn sie sich am Horizont zeigen. Wichtig zu wissen ist vielleicht auch noch, dass sie nicht unbedingt in dieser Reihenfolge auftauchen, obwohl „Kritik“ wirklich gerne den Vorreiter macht und „Verachtung“ sehr oft das Schlusslicht bildet. Gottman hat die fünf mal als „Staffelmannschaft“ bezeichnet, die einander einfach den Stab weiterreicht, wenn das Paar den Kreislauf nicht durchbrechen kann. Und natürlich musst du nicht gleich in Panik ausbrechen, wenn du jetzt den einen oder anderen der Jungs wiedererkannt hast - außer der „Verachtung“ lassen sie sich auch bei den meisten glücklichen Paaren früher oder später mal blicken. Der Unterschied zwischen glücklichen und unglücklichen Paaren besteht vor allem darin, dass die glücklichen sich ziemlich schnell bemühen, der Truppe wieder die Tür zu weisen, wohingegen die unglücklichen sich mehr und mehr in Reiterspielchen verwickeln lassen ...

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