Ich denke, also bin ich



"Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal."


(aus dem Talmud)

Im heutigen Blog-Beitrag möchte ich dir ein bisschen was über die Kraft deiner Gedanken erzählen. Nein, keine Angst: es wird nicht plötzlich esoterisch auf Egoload - ich will nicht behaupten, du könntest mit ihrer Hilfe Löffel verbiegen oder unglaubliche Reichtümer ohne weitere Anstrengungen anhäufen! Trotzdem haben deine Gedanken einen sehr realen Einfluss auf dein tägliches Leben, und das oft, ohne dass es dir sonderlich bewusst ist.

Im heutigen Blog-Beitrag möchte ich dir ein bisschen was über die Kraft deiner Gedanken erzählen. Nein, keine Angst: es wird nicht plötzlich esoterisch auf Egoload - ich will nicht behaupten, du könntest mit ihrer Hilfe Löffel verbiegen oder unglaubliche Reichtümer ohne weitere Anstrengungen anhäufen! Trotzdem haben deine Gedanken einen sehr realen Einfluss auf dein tägliches Leben, und das oft, ohne dass es dir sonderlich bewusst ist.

Vielleicht hast du schon mal die Erfahrung gemacht, dass etwas, woran du intensiv und immer wieder gedacht hast, tatsächlich früher oder später genauso oder so ähnlich passiert ist. Das kann entweder im Guten oder im Schlechten gewesen sein - gerade Dinge, vor denen wir Angst haben, scheinen sich manchmal wie von Zauberhand so zu materialisieren wie in unseren schlimmsten Befürchtungen. Aber auch positive Ereignisse verwirklichen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit, wenn sie mit viel "Gedankenenergie" gefüttert werden. Eine in der Psychologie gängige Erklärung für diesen - ganz und gar nicht übernatürlichen! - Effekt ist die so genannte sich selbst erfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy). Diese Theorie besagt, dass unsere Annahmen darüber, was wahrscheinlich passieren wird, die Interaktion zwischen uns und anderen so beeinflussen, dass dadurch genau das Ereignis oder Verhalten produziert wird, das erwartet wurde. Das liegt zum einen daran, dass wir unsere Aufmerksamkeit immer stärker auf das Erwartete als auf das Unerwartete richten, zum anderen daran, dass unsere Erwartungshaltung natürlich unser eigenes Verhalten so beeinflusst, dass die Umstände für das Eintreffen unserer Vorhersage günstig sind. Hier sind zwei Beispiele:

  1. Es ist Samstagabend. Du bist auf eine Party eingeladen, auf die du eigentlich nicht gehen willst, weil du die Leute nicht so gut kennst und damit rechnest, dass du dich ziemlich langweilen und isoliert fühlen wirst. Du lässt dich aber von einer Freundin überreden, trotzdem mitzugehen. Die Chancen stehen gut, dass du dich tatsächlich nicht besonders gut amüsieren wirst - vermutlich machst du ein eher abweisendes Gesicht, deine Körperhaltung signalisiert, dass du nicht weißt, was du hier sollst, und du schaust mehr in deinen Drink als in die Gesichter anderer Leute. Es muss sich schon einer viel trauen, um diese ablehnende Ausstrahlung zu ignorieren und dich anzusprechen. Von dir aus fängst du eh kein Gespräch an - sind doch alles Torfnasen hier! Wahrscheinlich gehst du nach zwei Stunden nach Hause und denkst: "Wusste ich‘s doch! Ich hätte gar nicht erst hingehen sollen!" - Wärst du in der Erwartung auf einen tollen Abend unterwegs gewesen und in sprühender Laune auf derselben Party aufgetaucht, wären dir mit einiger Sicherheit einige nette Leute über den Weg gelaufen ... die sich angesichts deiner miesepetrigen Aura im ersten Fall aber lieber aus deiner Reichweite verzogen haben.

  2. Deine Partnerin ist eine ganz Hübsche - egal, wo sie auftaucht, erweckt sie die Aufmerksamkeit der anwesenden Männer. Eigentlich bist du stolz darauf, so eine attraktive Freundin zu haben, aber in dir nagt auch ein bisschen Sorge und Eifersucht: Was, wenn ihr ein anderer besser gefällt? Wenn sie fremd geht? Dich verlässt? Du beginnst, sie genauer zu beobachten. Wenn sie später zu einer Verabredung mit dir kommt, machst du eine Szene. Ist sie telefonisch mal nicht erreichbar, bombardierst du sie mit SMS und willst ganz genau wissen, was sie wann und wo mit wem getan hat. Unterhält sie sich in deinem Beisein mit anderen Männern, schmierst du ihr anschließend brühwarm aufs Butterbrot, wie oft sie gelacht hat und dass ihr Dekolleté überhaupt viel zu tief war ... Selbst wenn deine Freundin die Treue und Geduld in Person ist und bisher nicht im Traum daran gedacht hat, dich zu verlassen, kannst du ziemlich sicher sein, dass genau dein Verhalten sie nach und nach dazu bringen wird, darüber nachzudenken, ob eure Beziehung eine Zukunft hat und ob sie ihre restliches Dasein mit einem Aushilfs-Othello verbringen möchte. - Wärst du bei deiner ursprünglichen Haltung geblieben und hättest dich einfach daran gefreut, so eine anziehende Partnerin für dich gewonnen zu haben, hättet ihr wahrscheinlich weiterhin eine tolle Beziehung geführt.


Sicher fallen dir selbst genügend Beispiele ein, in denen du mit deinen Erwartungen die Ereignisse um dich herum in der Vergangenheit schon positiv oder negativ beeinflusst hast. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf dein Verhältnis zu anderen Menschen; eine große Wirkung haben deine Gedanken natürlich vor allem auf dich selbst! Bestimmt hast du auch schon Tage erlebt, in die du mit dem Gefühl gestartet bist: "Heute kann ich einfach alles!" Und dir ist wirklich alles gelungen, was du angepackt hast! Oder umgekehrt: "Die Prüfung schaffe ich doch nie im Leben, viel zu schwierig!" - Beste Voraussetzungen, so unsicher und angespannt schon in der Vorbereitung zu sein, dass die Konzentration auf den Lernstoff zum Fenster hinausfliegt.

Natürlich ist es Unfug, krampfhaft alles positiv sehen zu wollen und wirklich Schlimmes im Leben schönzureden (manche Partys rettet die beste Laune nicht). Und es gibt auch einen Unterschied zwischen Optimismus und Naivität (wenn du fremde Herrenslips unter eurem Sofa findest, solltest du vielleicht wirklich mal mit deiner Freundin sprechen!). Probiere trotzdem mal für eine Weile, dich bei den "inneren Dialogen", die du Tag für Tag mit dir selbst führst, bewusst zu belauschen. Wie hören sich die Gedanken, die du dir über dich, deine Umwelt, deine Zukunft so machst, objektiv betrachtet an? Sind sie in der Regel eher realistisch oder sogar optimistisch eingefärbt? Oder dominieren sorgenvolle, ängstliche, angespannte Töne ("Ich falle bestimmt durch die Prüfung!")? Dann kann es dir helfen, dir mal jeweils folgende Fragen zu stellen:
  • Ist dieser Gedanke realistisch? (Selten - oder kannst du hellsehen?)
  • Hilft der Gedanke mir, mich wohler zu fühlen? (Wohl kaum!)
  • Hilft der Gedanke mir, mein Ziel zu erreichen? (Eher nicht - mit schweißnassen Händen lernt es sich nicht so gut!)

Wenn du die Fragen mit "nein" beantwortest, dann überleg dir, wie du den Gedanken durch einen hilfreicheren, angemesseneren ersetzen kannst, z. B. "Die Prüfung ist schwierig, aber ich bereite mich sehr gut vor und andere schaffen das auch - warum also nicht ich?" (Natürlich setzt das voraus, dass du dich wirklich gut vorbereitest - aber das ist eben der Unterschied zwischen Optimismus und Naivität!)

Dieses Vorgehen erfordert - wie die meisten Umstrukturierungen - einiges an Disziplin. In der Regel sind Denkmuster etwas ziemlich Eingefahrenes - und wer jahrelang immer auf eine bestimmte Weise gedacht und vorwiegend Negatives erwartet hat, der wird nicht von heute auf morgen zum personifizierten Sonnenschein werden. Außerdem musst du wirklich dranbleiben! Unterbrich deinen "inneren Dialog", sobald ein unangemessener, negativer Gedanke darin auftaucht, sofort! Manchen Menschen hilft es, sich innerlich laut "Stopp!" zuzurufen, andere brauchen sogar eine zeitlang einen körperlichen Impuls (z. B. ein Gummiband am Handgelenk, das man kurz dagegen schnipsen lässt). Dann konzentriere dich gezielt auf einen angemesseneren, hilfreichen Gedanken zu der Situation.

Betrachte deinen Geist als eine Art Garten: Die negativ gefärbten Gedanken sind darin das Unkraut, das sich ausbreitet und erheblich schneller wuchert als die von dir mühsam gesetzten Blumen und Früchte. Nur, wenn du sehr sorgfältig und über längere Zeit "Unkraut jätest", können sich deine Lieblingsblumen nach und nach vermehren und schließlich die Beete so einnehmen, dass für das Unkraut kaum mehr Platz bleibt und es sich in Richtung Nachbargarten davonmacht. Wenn du aber durchhältst, kann es sich lohnen und in deinem Leben viel zum Positiven verändern. Probier es einfach aus - was hast du zu verlieren außer ein paar negativer Gedanken?!

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