Intuition - das Wissen aus dem Bauch



Acht unserer sechzehn Persönlichkeitstypen bevorzugen auf der Wahrnehmungsdimension die Intuition vor der Empfindung (also der konkreten Sinneswahrnehmung): alle "Denker" (analytischer, innovativer, unabhängiger und ehrgeiziger) und alle "Idealisten" (spontaner, engagierter, verträumter und harmoniebedürftiger). Was aber bedeutet das eigentlich genau für ihren Umgang mit der Welt?

Neurowissenschaftler wissen es längst: unser Bewusstsein kann bei weitem nicht alle Informationen verarbeiten, mit denen es ständig überflutet wird. Darum fokussiert es sich auf das unmittelbar Wesentliche und blendet den Großteil der Umweltreize kontinuierlich aus. Gerade jetzt, während du dies hier liest, bekommt dein Unbewusstes jede Menge Signale, die dein Bewusstsein geflissentlich übersieht, weil du dich sonst nicht auf den Text konzentrieren könntest: Informationen darüber, wie deine körperliche Verfassung und Haltung ist (oder war dir bis zum Augenblick bewusst, welche Teile deines Körpers den Stuhl und den Boden berühren? wie warm oder kalt deine Hände gerade sind? ob sich vielleicht eine kleine Verspannung im Nacken breit macht?), jede Menge Umweltinformationen (Helligkeit, Hintergrundgeräusche, Temperatur, die Anwesenheit deines am Nachbartisch sitzenden Kollegen ...), Beobachtungen kleiner Geschehnisse und zahllose Dinge mehr. All diese Informationseinheiten landen in deinem Unbewussten und werden dort in rasender Geschwindigkeit verarbeitet, ausgewertet, sortiert und gefiltert. In den Vordergrund - also ins Bewusstsein - werden sie meist nur dann weiter gemeldet, wenn sie plötzlich dringlich werden (wenn beispielsweise dein Schreibtischstuhl unter dir zusammenbricht!).

Trotzdem bilden sie einen riesigen Informationsspeicher vieler kleiner Details, der uns eigentlich zur Verfügung steht - wenn wir darauf zugreifen können. Dieser unbewusste Informationsspeicher spielt eine wichtige Rolle bei der intuitiven Wahrnehmung, die die genannten Typen bevorzugen (wichtig an dieser Stelle zu erinnern: wir sprechen hier immer von Tendenzen, d. h. die Typen bevorzugen die Intuition - selbstverständlich machen sie trotzdem auch von ihren fünf Sinnen Gebrauch!). Intuitiv-Wahrnehmer räumen aber in ihrem Alltag den "Geistesblitzen", den spontanen Assoziationen, die aus dem Unterbewusstsein kommen, einen höheren Stellenwert ein als Sinnes-Wahrnehmer. Ihr "Bauchgefühl" spielt eine größere Rolle für sie, sie neigen eher dazu, ihm zu vertrauen und sich von ihm leiten zu lassen, weil sie wissen oder ahnen, dass es oft einfach die Summe kleinster Informationseinheiten ist, die zwar am Bewusstsein vorüber gerauscht ist, im Unbewussten aber trotzdem zu wichtigen Erkenntnissen geführt hat. Du kennst sicher von dir selbst auch Beispiele, wo du spontan einfach "wusstest", welche Entscheidung die richtige ist, ob ein Mensch dir eher wohl oder übel gesonnen war (obwohl äußerlich betrachtet kein Hinweis auf das eine oder andere vorlag) oder du plötzlich eine total geniale Lösungsidee für ein lang bekanntes Problem hattest, die scheinbar aus heiterem Himmel in dein Denken geplumpst ist. In all diesen Fällen waren die Arbeiter in der Werkstatt deines Unbewussten fleißig gewesen, hatten winzige Beobachtungen und Details zusammengetragen, ohne dass dein Bewusstsein das registrierte, und schließlich das fertige "Bild" nach oben durchgereicht.

Intuitions-Bevorzuger interessieren sich weniger für Details und Fakten auf der offensichtlichen Ebene. Sie suchen eher nach dem übergeordneten Sinn, dem großen Ganzen hinter dem, was sie wahrnehmen. Oft sind sie auch sehr zukunftsorientiert; sie sind diejenigen, die Visionen und Ideen ins Team einbringen, manche könnte man geradezu als Genies bezeichnen, wenn es um neue Entwicklungen geht. Sie lassen sich und ihre Gedanken nicht durch die schnöde Realität an den Boden fesseln, sondern spielen unbekümmert und kreativ mit allen Möglichkeiten, die andere Typen in der gleichen Situation nicht einmal erahnen würden. Das macht es für Sinnes-Wahrnehmer manchmal ein bisschen schwierig, mit ihnen zurecht zu kommen. Einmal ist es für diese oft recht anstrengend, den intuitiven Typen auf ihren Höhenflügen ins Wolkenkuckucksheim folgen zu können, zum anderen beschleicht sie auch der - gelegentlich durchaus berechtigte! - Verdacht, die Intuitiven könnten bei diesen Höhenflügen sie störende, aber eigentlich wichtige Fakten geflissentlich übersehen. Im übrigen neigen Intuitiv-Wahrnehmer insgeheim öfter mal dazu, ein bisschen auf die Sinnes-Wahrnehmer herabzusehen, die in ihren Augen viel zu schwerfällig, kleinkariert und pessimistisch sind ...

Ein Ziel von Egoload ist es, dass du dich selbst besser kennen lernst, ein weiteres, mindestens ebenso wichtiges ist es aber, dass du die Möglichkeit bekommst, hier und dort ein bisschen etwas an deiner Persönlichkeit zu verändern - sofern du dies möchtest! Du weißt jetzt, zu welcher Sorte Wahrnehmungs-Typen du selbst gehörst, und ob du eher deine Intuition oder deine Sinne bevorzugst. Und wie beim Sport ist es oft eine gute Idee, mal ganz gezielt die Muskelgruppen zu trainieren, die man im Alltag gewohnheitsmäßig eher wenig nutzt und die dadurch eher schwächer ausgebildet sind. Für alle Intuitiv-Typen bedeutet das: gezielt die Sinneswahrnehmung schärfen; für alle Sinnes-Typen lautet die Aufgabe: der Intuition mehr Raum im Leben lassen. Und je nachdem, zu welcher Gruppe du gehörst, kannst du - wenn du Lust hast - ja mal eine der nachstehenden Übungen dazu ausprobieren! Vielleicht entdeckst du ja eine ganz neue Seite an dir!

Für die intuitiven Typen (die "Denker" und die "Idealisten"):

Die 5-4-3-2-1-Übung (stammt aus der Therapie, dient der Verankerung im Hier und Jetzt und der Konzentration auf die Sinne und konkrete Wahrnehmungen):

Such dir eine angenehme Position und einen Punkt im Raum, auf den du dich konzentrierst. Lass die Augen offen. Sag dir laut oder in Gedanken, was du mit deinen Sinnen im Moment gerade wahrnimmst, und zwar nach folgendem Schema:
  • 5 mal: Ich sehe ... ! → 5 mal: Ich höre ... ! → 5 mal: Ich spüre ... ! →
  • 4 mal: Ich sehe ... ! → 4 mal: Ich höre ... ! → 4 mal: Ich spüre ... ! →
  • 3 mal: Ich sehe ... ! → 3 mal: Ich höre ... ! → 3 mal: Ich spüre ... ! →
  • 2 mal: Ich sehe ... ! → 2 mal: Ich höre ... ! → 2 mal: Ich spüre ... ! →
  • 1 mal: Ich sehe ... ! → 1 mal: Ich höre ... ! → 1 mal: Ich spüre ... !

(z. B. "ich sehe meine Schreibtischlampe, ich sehe meinen Kaffeebecher, ich sehe meine Palme, ich sehe meine schlafende Katze, ich sehe meinen Locher")

Es ist dabei nicht wichtig, immer unterschiedliche Wahrnehmungen zu benennen, es dürfen immer wieder dieselben sein. Am Ende der Übung zählst du in deinem Tempo langsam von 5 bis 1 rückwärts, räkelst, dehnst und streckst dich und fühlst dich super erfrischt und munter!

Die Rosen-Übung (stammt eigentlich aus der Meditation):

Besorge dir eine einzelne Rose, nimm sie in die Hand und konzentriere dich ganz auf sie. Lass dich von nichts anderem ablenken. Was siehst du? Welche Farbe, Form und Struktur haben die Blütenblätter? Der Stiel? Die Blätter? Wie duftet sie? Welche Unterschiede kannst du zwischen den einzelnen Blättern erkennen? Ertaste die Rose mit deinen Fingern, den Stiel, die Blätter, die Blüten, die Dornen. Was spürst du? Vertiefe dich ganz in die Schönheit der Rose. Lass dir fünf Minuten Zeit, in denen du deine Sinne nichts anderem zuwendest als dieser deiner Rose.

Für die sinnlichen Typen (die "Macher" und die "Realisten"):

Routine-Durchbrechen (dient dazu, deinen Blickwinkel und deine Erfahrungswelt zu erweitern):

Suche dir eine Woche lang jeden Morgen einen anderen Weg zur Arbeit! Achte dabei darauf, wie du dich fühlst. Verändert sich etwas in deiner Wahrnehmung, deiner Gestimmtheit? Findest du Spaß daran oder strengt es dich sehr an?

Ratespiele (dienen dazu, spielerisch Beobachtungsgabe und Eingebung zu schärfen):

Überlege dir vier Wochen lang jede Woche eine Rateaufgabe, die du die Woche über täglich ausführen kannst. Dabei geht es nicht darum, richtig zu raten oder zu hinterfragen, wie du zu dem Ergebnis gekommen bist. Hab keine Angst und setz dich nicht unter Leistungs- oder Erwartungsdruck - betrachte es als reines Spiel! Mögliche Rateaufgaben sind beispielsweise:
  • Wie viel und welche Post finde ich heute in meinem Briefkasten?
  • Das Telefon klingelt - wer wird dran sein? (Bitte ohne vorher aufs Display zu linsen!)
  • Drei Fahrstühle im IKEA-Möbelhaus, vor denen du wartend stehst - welcher kommt als erstes?
  • Wer im Café ruft als nächstes nach dem Kellner?

Natürlich kannst du dir auch selbst Rateaufgaben stellen - du hast sicher begriffen, worauf es dabei ankommt!

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