Kein Forum für die Magersucht
16.01.07 von Diplom-Psychologin Felicitas Heyne | Abgelegt in: Gesundheit
Vor einiger Zeit hatte ich an dieser Stelle bereits darüber berichtet, dass Spanien dem Schlankheitswahn in der Mode den Kampf angesagt hatte und zu dünne Models dort nicht mehr auf die Laufstege dürfen. Jetzt haben die Iberer zusätzlich zu dieser ohnehin schon begrüßenswerten Maßnahme noch einen drauf gesetzt und sich zu einer ziemlich mutigen Zensur-Aktion im Internet entschlossen. Im Netz der Netze gibt es nämlich etliche hundert Websiten, die Magersucht als erstrebenswertes Ziel und speziellen Lebensstil verherrlichen. Und ein erheblicher Teil davon meint das keineswegs ironisch oder scherzhaft (was angesichts der Todesrate unter Magersüchtigen ohnehin geschmacklos genug wäre!), sondern völlig ernst. Pro-Ana- oder Pro-Mia-Seiten nennen sich solche Foren gerne: „Ana“ als Kosewort für Anorexie, also Magersucht; „Mia“ für Bulimie, also Fress-Brech-Sucht.
Dort treffen sich junge Mädchen und Frauen und berichten in ihren Online-Tagebüchern darüber, was sie am jeweiligen Tag gegessen und getrunken haben (möglichst nichts, versteht sich), veranstalten Wettbewerbe im Hungern (wer die wenigsten Kalorien pro Tag zu sich nimmt, bekommt die meisten Punkte) und tauschen sich über die „effektivsten unterstützenden Maßnahmen“ aus: Schlankheitspillen, exzessiver Sport, Abführmittelmissbrauch und dergleichen. Es werden Tipps weitergegeben, wie man beispielsweise das Erbrechen nach den Mahlzeiten so unauffällig gestalten kann, dass Eltern und Umwelt möglichst nichts davon bemerken. Daneben gibt es Fotos von Model-Vorbildern oder Prominenten zu bewundern, die bis auf die Knochen abgemagert sind - sozusagen die ultimative Messlatte, genannt „Thinspiration“. Und da die Sache nun mal gelegentlich ins Auge geht, existieren mancherorts sogar virtuelle Friedhöfe für diejenigen Forums-Mitglieder, die im Kampf gegen den Dauerfeind Nahrung gefallen sind, sprich: sich zu Tode gehungert haben.
Willst du dich und andere besser verstehen?
Dann mach meinen kostenlosen Persönlichkeitstest in nur 5 Minuten!
Mehr erfahren
Klar, das Netz ist groß, die Zensur kann (und soll) ja auch nicht überall sein, und wer will, wird immer Möglichkeiten finden, auch (selbst-)zerstörerische Angebote im Web zu schaffen und/oder zu nutzen. Aber man muss es solchen Seiten ja nicht auch noch unbedingt durch falsch verstandene Toleranz leicht machen.
Möchtest du mehr erfahren?
Dann mach doch unseren kostenlosen Persönlichkeitstest. Dauert keine 5 Minuten! Du erhältst sofort ein fundiertes Persönlichkeitsprofil. Für jeden Persönlichkeitstyp stehen maßgeschneiderte Ratgeber zu Themen wie Beruf und Partnerschaft zur Verfügung. Du kannst diese Ratgeber sofort auf deinen Rechner herunterladen. Starte mit dem Test!Ähnliche Artikel der Diplom-Psychologin Felicitas Heyne: