Stress und Partnerschaft (Teil 2)



Wie sehr Stress deine Partnerschaft belasten kann, darüber habe ich ja bereits in meinem früheren Artikel zum Thema Stress und Partnerschaft einiges geschrieben. Heute folgen, wie versprochen, erste Ideen dazu, wie gutes Stressmanagement in der Beziehung aussehen kann. Die meisten davon stammen aus oder sind angelehnt an das bereits erwähnte Buch von Guy Bodenmann, das ich hier noch einmal wärmstens empfehlen möchte.

Stress beim Partner (rechtzeitig) erkennen


Viele problematische Beziehungssituationen haben ihre Wurzel in einem schlichten Missverständnis: Ein Partner fühlt sich gestresst, aber er sagt es nicht deutlich genug und der andere registriert es nicht oder nicht ausreichend. Wenn wir gestresst sind, dann reagieren wir schneller gereizt, sind zickig und empfindlicher als normalerweise. Ruck-zuck fahren wir unserem Partner dann zornig über den Mund, wo wir normalerweise gelacht hätten oder doch zumindest gelassen geblieben wären. Oder wir reagieren bockig, abweisend oder aggressiv, wo wir in einem entspannten Moment hilfsbereit, zugewandt und unterstützend gewesen wären. Und schon stecken wir im schönsten Beziehungskrach - der sich ganz leicht hätte vermeiden lassen, wenn wir die gegenseitigen Stress-Warnsignale besser gekannt und beachtet hätten und ein klein wenig behutsamer miteinander umgegangen wären.

Stress kann sich verbal, paraverbal und nonverbal äußern, z. B.: screenshot_01


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Übung 1

Nimm dir zwei Blatt Papier und einen Stift. Auf das erste Blatt schreibst du, wie und auf welchen Ebenen du selbst gewöhnlich Stress zum Ausdruck bringst (woran dein Partner also am ehesten erkennen könnte, dass du gestresst bist). Auf das zweite Blatt schreibst du, an welchen Anzeichen du selbst deiner Meinung nach bei deinem Partner Stress erkennen kannst. Dein Partner macht in der Zwischenzeit dasselbe. Dann legt ihr die Blätter nebeneinander und vergleicht: Liegt ihr richtig mit euren Vermutungen? Welche Anzeichen für Stress habt ihr beim jeweils anderen vielleicht übersehen, auf die ihr in Zukunft besser achten solltet? Wie könntet ihr euch euren Stress künftig gegenseitig klarer signalisieren, damit es keine Missverständnisse mehr gibt? Wie könntet ihr euch gegenseitig dabei helfen, sensibler auf eure jeweiligen Stresssignale einzugehen?

Den Partner bei Stress angemessen unterstützen


Nun ist es ja aber nicht nur damit getan, Stress beim Partner richtig und rechtzeitig wahrzunehmen - in einer Beziehung sollte man sich in Stresszeiten natürlich auch gegenseitig so gut wie möglich unterstützen, aufbauen und den Rücken freihalten. Schließlich seid ihr beide, du und dein Partner, ein Team!

Es gibt zwei wichtige Formen der Unterstützung, die du deinem Partner (und er dir) in Stresszeiten zukommen lassen kannst: einmal die sachbezogene Unterstützung und zum anderen die emotionale Unterstützung:
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Beide Unterstützungsformen sind gleichermaßen wichtig und berechtigt. Speziell Männer unterschätzen im Umgang mit ihren Partnerinnen aber häufig die Bedeutung emotionaler Unterstützung: Sie meinen es gut, sind schnell mit konkreten Problemlösungsvorschlägen bei der Hand und sind dann schwer gekränkt, wenn ihre Partnerin nur gereizt abwinkt und stöhnt: „Du verstehst mich überhaupt nicht!“ Das ist dann in der Regel ein sicheres Zeichen dafür, dass es an emotionaler Unterstützung in der Situation gefehlt hat. Nicht jeder Mensch braucht aber in jeder Situation immer dieselbe Form von Unterstützung - zum Teil ist es eine Frage der Persönlichkeit und Lebensgeschichte, was einem in Stressmomenten gut tut, zum Teil ist es aber natürlich auch situationsabhängig, was jeweils gefragt ist. Es ist wichtig, ein gutes Gespür dafür zu entwickeln, was der Partner sich wann von einem an Unterstützung wünscht - und außerdem ist es natürlich genauso wichtig, dem anderen möglichst klar zu sagen und zu zeigen, was man selbst jetzt und hier gerade braucht.

Die nachfolgende Übung macht ihr beide bitte wieder erst getrennt voneinander. Wenn jeder von euch die Tabelle ausgefüllt hat, tauscht ihr eure Zettel wieder aus und sprecht miteinander über das Ergebnis. Was daran hat euch überrascht? Was gefreut? Was erschreckt? Was vielleicht auch geärgert oder gekränkt? Wie könnt ihr euch vielleicht in Zukunft in Stresssituationen wirksamer gegenseitig unterstützen als bisher?

Übung 2

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3. Sich gegen das Problem verbünden


Ein ganz wichtiger „Perspektivenwechsel“, den Paare auch und gerade in Stresszeiten vornehmen sollten: Verfall nicht in den Fehler, deinen Partner als Teil des Problems oder gar als Wurzel allen Übels wahrzunehmen! Das ist erstens in den allermeisten Fällen schlicht und einfach falsch und ungerecht, und zweitens eine prima Methode, einen Keil zwischen euch beide zu treiben und das so wichtige Wir-Gefühl in eurer Partnerschaft zu untergraben. Verbündet euch stattdessen gegen das Problem (oder die Probleme) und seht sie als so etwas wie einen „Außenfeind“, den ihr gemeinsam besser als alleine besiegen könnt.

Gut geht das oft, wenn ihr es einmal mit einer etwas strukturierteren Form der Problemlösungssuche probiert. Das sieht auf den ersten Blick vielleicht etwas künstlich aus, lohnt aber die Mühe.

Übung 3

Wählt gemeinsam ein Problem aus, das einem oder beiden von euch Stress bereitet und das ihr gerne beseitigen würdet.

  • Schritt 1: Beschreibt das Problem so genau und konkret wie möglich.
  • Schritt 2: Sucht gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten. Tut das so, wie man es beim Brainstorming macht: Je mehr Vorschläge, desto besser - es wird erst einmal nicht nach „gut“ oder „schlecht“, „machbar“ oder „nicht machbar“ gewertet. Kritik an einem Vorschlag ist in diesem Stadium tabu. Versucht, beide etwa gleich viele Lösungsvorschläge einzubringen. Jeden Vorschlag schreibt ihr auf je einen Zettel.
  • Schritt 3: Wählt die beste Lösungsmöglichkeit aus. Jetzt ist die Zeit für Diskussionen und Kritik gekommen! Jeder sagt, was er von jedem einzelnen Vorschlag hält, bewertet ihn aus seiner Sicht hinsichtlich seiner Kurz- und Langzeitfolgen und seiner Praktikabilität. Verteilt währenddessen Plus- und Minuspunkte auf den Zetteln. So findet ihr schnell die für euch beide bestmögliche Lösung heraus.
  • Schritt 4: Setzt diese Lösung in konkretes Verhalten um. Dabei sind folgende Fragen zu beantworten: Wer macht was? Ab wann machen wir es? Wo wird es gemacht? Welche Hindernisse könnten dabei auftreten? Wie wollen wir mit diesen umgehen?
  • Schritt 5: Implementiert die gefundene Lösung in eurem Alltag. Seid dabei nicht zu ungeduldig, wenn nicht alles auf Anhieb klappt. Feilt an der Lösung, wenn nötig, bis sie optimal passt. Stellt sich heraus, dass es doch nicht die richtige Lösung ist, analysiert gemeinsam, woran es hakt und geht dann zurück zu Schritt zwei.
  • Schritt 6: Bewertet euren Erfolg. Was hat alles geklappt, was nicht? Lobt und belohnt euch für das, was ihr gemeinsam positiv verändert habt!
So, das war viel für heute - aber wir sind immer noch nicht fertig mit dem Thema Stress und Partnerschaft. Teil 3 folgt also demnächst, versprochen!

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