Glücklich ist, wer den Sinn seines Lebens gefunden hat



Zu Weihnachten bekam ich ein kleines Taschenbuch geschenkt: „Das Café am Rande der Welt“. Im Untertitel hieß es: „Eine Erzählung über den Sinn des Lebens“. Klingt gut, dachte ich und machte mich gleich mal an die Lektüre.

Der Inhalt an sich ist eigentlich schnell erzählt: Der Ich-Erzähler John, ein typischer gestresster Manager, verfährt sich auf dem Weg in den Urlaub beim Versuch, einen Stau zu umgehen, gründlich im Nirgendwo. Weit und breit kein Anzeichen menschlicher Zivilisation mehr, geschweige denn ein Wegweiser, der ihm Anhaltspunkte für die Weiterfahrt liefern würde. Kurz bevor ihm das Benzin endgültig ausgeht, landet er in einem kleinen Café mit dem seltsamen Namen „Café der Fragen“. Welche Fragen, das entdeckt er schnell auf der Speisekarte. Da steht nämlich auf der Rückseite gedruckt: „Dinge, über die Sie nachdenken können, während Sie warten: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?“

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Natürlich sind das alles Fragen, an die der gestresste Manager bisher keinen Gedanken verschwendet hat. Mit Unterstützung der freundlichen Bedienung Casey und des Cafébesitzers Mike wird das nun zwischen Rührei, Pfannkuchen und Erdbeerkuchen nachgeholt. Und als John schließlich gestärkt und mit einer Wegbeschreibung ausgerüstet das Café verlässt, hat sich seine Sicht auf sich selbst, sein Leben und die Welt ganz schön verändert. Denn schließlich sind das die drei vielleicht wichtigsten Fragen der menschlichen Existenz.

Okay, ich muss zugeben, dass das Buch ganz sicher nicht Gefahr läuft, demnächst den Nobelpreis für Literatur einzuheimsen. Dazu ist es zu american-like geschrieben; recht simple Sprache, sehr dialoglastig, manchmal ein bisschen arg plakativ. Aber trotzdem hat es mir gut gefallen, wie da eine ganz zentrale Erkenntnis der Logotherapie in eine Geschichte verpackt wird: der Mensch ist ein Wesen, das nach Sinn in seinem Leben strebt. Und das Gefühl der Sinn-losigkeit ist die Wurzel dessen, das viele Menschen sich unglücklich fühlen oder neurotische Erkrankungen entwickeln. Wohingegen das Gefühl der Sinn-haltigkeit des eigenen Seins ein wesentlicher (vielleicht sogar der wesentlichste) Baustein des Glücks ist. Entsprechend drehen sich die Gespräche, die John mit seinen Gastgebern führt, vor allem um die Frage nach dem „Zweck seiner Existenz“, wie Casey das nennt: Wie findet man heraus, was der Sinn des eigenen Daseins sein könnte? Und wenn man es herausgefunden hat - was tut man mit dieser Erkenntnis dann? Und wenn die Antwort auf diese Frage wirklich so wichtig ist, wie kommt es dann, dass scheinbar so wenige Menschen sie jemals finden - oder überhaupt suchen?

Letzteres ist so eine Frage, die mir sowohl in der Arbeit mit Klienten als auch in meinem Freundeskreis irgendwie immer wieder durch den Kopf geht. Ich kenne mittlerweile eine Menge Menschen, die - von außen betrachtet - eigentlich allen Grund zu haben scheinen, glücklich zu sein: sie sind beruflich sehr erfolgreich, verdienen eine Menge Geld, sind verheiratet oder leben zumindest in einer Beziehung und können sich leisten, was immer sie möchten (na ja, vielleicht nicht gerade einen Privatjet, aber doch eine tolle Wohnung oder ein Haus, regelmäßige Urlaube an Traumzielen, schick Essengehen und was sonst noch so alles oft auf der Wunschliste der „Kleinverdiener“ steht). Trotzdem sind sie nicht glücklich. Sie arbeiten viel und lange, bekommen eine Menge Anerkennung und immer mehr Geld, steigen von Position zu Position auf oder führen erfolgreich ein eigenes Unternehmen ... und irgendwann kriegen sie dann aus heiterem Himmel eine Panikattacke, werden depressiv oder entwickeln andere psychosomatische Beschwerden. Und Literaturpreis hin oder her, Amerikanismen hin oder her, ich denke, ich werde ihnen vielleicht doch in Zukunft mal dieses Buch in die Hand drücken, um sie zum Nachdenken zu bringen, einfach weil die Geschichten darin so griffig sind. Mit am besten hat mir übrigens die gefallen, die genau von so einem Geschäftsmann handelt: Er fährt in Urlaub, um dem Alltag zu entfliehen und seine Batterien wieder aufzuladen.

„Er flog weit weg in eine abgelegene Gegend und verbrachte einige Tage in einem kleinen Dorf am Meer. Ein paar Tage lang beobachtete er die Dorfgemeinschaft und stellte fest, dass ein bestimmter Fischer am glücklichsten und zufriedensten von allen wirkte. Der Geschäftsmann wollte gerne wissen, woran das lag, und so fragte er den Fischer schließlich, was er jeden Tag tat.
Der Mann antwortete ihm, dass er jeden Morgen nach dem Aufwachen mit seiner Frau und seinen Kindern frühstücke. Dann gingen seine Kinder zur Schule, er fuhr zum Fischen raus, und seine Frau malte. Ein paar Stunden später kam er mit genügend Fisch für die Familienmahlzeiten nach Hause und machte ein Nickerchen. Nach dem Abendessen gingen er und seine Frau am Strand spazieren und beobachteten den Sonnenuntergang, während die Kinder im Meer schwammen.

Der Geschäftsmann war fassungslos. ‚Machen Sie das jeden Tag?‘, fragte er. ‚Meistens schon‘, antwortete der Fischer. ‚Manchmal machen wir auch andere Dinge, aber für gewöhnlich sieht mein Leben so aus.‘ ‚Und Sie können jeden Tag genügend Fische fangen?‘, fragte der Geschäftsmann. ‚Ja“, antwortete der Fischer, ‚es gibt viele Fische.‘ ‚Könnten Sie mehr Fische fangen, als Sie für Ihre Familie mit nach Hause nehmen?‘, erkundigte sich der Geschäftsmann weiter. Der Fischer antwortete lächelnd: ‚Oh ja, häufig fange ich viel mehr und lasse sie einfach wieder frei. Sie müssen wissen, ich liebe es zu fischen.‘ ‚Aber warum fischen Sie nicht den ganzen Tag und fangen so viele Fische, wie Sie können?‘, hakte der Geschäftsmann nach. ‚Dann könnten Sie den Fisch verkaufen und viel Geld verdienen. Schon bald könnten Sie ein zweites Boot kaufen und dann ein drittes Boot, andere Fischer beschäftigen, die ebenfalls viele Fische fangen. In ein paar Jahren könnten Sie sich ein Büro in einer größeren Stadt einrichten, und ich wette, dass Sie innerhalb von zehn Jahren ein internationales Fischhandelsunternehmen aufbauen könnten.‘

Der Fischer sah den Geschäftsmann freundlich an. ‚Und warum sollte ich all das tun?‘ ‚Nun, wegen des Geldes‘, antwortete der Geschäftsmann. ‚Sie würden es tun, um eine Menge Geld zu verdienen, und sich dann zur Ruhe setzen.‘ ‚Und was würde ich dann in meinem Ruhestand tun?‘, fragte der Fischer. ‚Na ja, was immer Sie möchten, nehme ich an‘, sagte der Geschäftsmann. ‚Etwa mit meiner Familie frühstücken?‘ ‚Ja, zum Beispiel‘, sagte der Geschäftsmann ein bisschen verärgert darüber, dass der Fischer sich nicht stärker für seine Idee begeisterte. ‚Und da ich so gerne zum Fischen gehe, könnte ich, wenn ich wollte, jeden Tag ein bisschen fischen?‘, fuhr der Fischer fort. ‚Ich wüsste nicht, was dagegen spräche‘, sagte der Geschäftsmann. ‚Wahrscheinlich würde es dann nicht mehr so viele Fische geben, aber vermutlich wären noch genügend da.‘ ‚Vielleicht könnte ich dann auch meine Abende mit meiner Frau verbringen. Wir könnten am Strand spazieren gehen und den Sonnenuntergang beobachten, während unsere Kinder im Meer schwämmen?‘, fragte der Fischer. ‚Sicher, alles, was Sie wollen, wobei Ihre Kinder dann wahrscheinlich schon erwachsen sein dürften‘, sagte der Geschäftsmann.

Der Fischer lächelte ihn an, gab ihm die Hand und wünschte ihm gute Erholung.“

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