10 Energieräuber, ohne die du besser lebst



Man kann ja über Facebook & Co. sagen, was man will, aber ab und zu stolpert man wirklich über hübsche Fundstücke, die man sonst vielleicht nie für sich entdeckt hätte. Ich zum Beispiel habe auf der Website einer spanischen Freundin kürzlich eine Liste von 10 Energieräubern entdeckt, als deren Urheber der Dalai Lama angegeben war, und die mir sehr gefallen hat. Wieder mal so ein Moment, an dem ich dachte, dass Psychologie und Spiritualität doch oft auf unterschiedlichen Wegen letzten Endes zu denselben Erkenntnissen kommen. Die nachfolgende Liste stammt also vom Dalai Lama (ich habe sie aus dem Spanischen frei übersetzt) - die Kommentare zum jeweiligen Punkt von mir:

Trenne dich von Menschen, die sich nur ständig beklagen, über Probleme jammern, schlimme Geschichten erzählen, Ängste verbreiten oder über andere herziehen. Wenn jemand nach einem Mülleimer für seinen Abfall sucht, sieh dich vor, dass es nicht dein Geist ist!


Das hatten wir ja gerade erst letzte Woche: Mitmenschen, die aufgrund ihrer negativen Ausstrahlung und Lebenseinstellung wandelnde Energiefresser sind. Die uns kontinuierlich runterziehen, dafür sorgen, dass wir uns nach einer Begegnung mit ihnen schlechter fühlen als vorher. Wobei nicht Menschen damit gemeint sind, die kurzfristig in schwierigen Lebenssituationen stecken und deswegen unsere Hilfe und Unterstützung brauchen. Sondern Menschen, die immer und ständig nörgeln und quengeln. Die nichts lieber tun, als schlechte Nachrichten weiterzuerzählen oder andere durch den Kakao ziehen. “Der Geist ist wie ein fruchtbarer Garten, in dem alles, das man pflanzt – seien es Blumen oder Unkraut – gedeihen.”, soll Bruce Lee gesagt haben. Und wie jeder Gärtner weiß, neigt Unkraut immer dazu, sich viel schneller zu vermehren und auszubreiten, als Blumen das tun. Sei also achtsam mit deinem Geist und lass nicht zu, dass andere Menschen im Vorbeigehen ihre Unkrautsamen darin verstreuen. Sonst hast du hinterher vermutlich jede Menge Arbeit mit dem Jäten ...

Begleiche deine Rechnungen rechtzeitig. Fordere umgekehrt auch das, was andere dir schulden, rechtzeitig ein. Oder schreibe die Gelder ab, die du ohnehin nicht wiederbekommen wirst.

Schulden und offene Rechnungen sind „lose Enden“, wie alles Unerledigte in unserem Leben - und durch diese losen Enden versickert Energie im Nirgendwo, läuft einfach weg wie aus einer undichten Wasserleitung. Etwas Unerledigtes kann man nicht abhaken und beiseite legen; man hält es unbewusst ständig präsent (was ebenfalls Energie verbraucht!) und es nagt an einem, wie jemand, der einen dauernd am Ärmel zupft, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Übrigens gilt das nicht nur für das Leihen von Geld, sondern auch für das Leihen von Gegenständen. Vielleicht eine gute Gelegenheit, mal durch dein Bücherregal oder deinen Kleiderschrank zu schauen und die Teile darin, die nicht dir gehören, ihren Besitzern zurückzugeben?

Halte deine Versprechen. Wenn du ein Versprechen nicht eingehalten hast, frage dich, warum nicht. Welcher Widerstand hat dich davon abgehalten? Du hast immer das Recht, deine Meinung zu ändern, um Verzeihung zu bitten, ein Entschädigung anzubieten, neu zu verhandeln oder eine Alternative vorzuschlagen, wenn du ein Versprechen nicht eingehalten hast. Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden. Die einfachste Methode, den Bruch eines Versprechens, das du ohnehin nicht halten willst, zu vermeiden, ist von Anfang an NEIN zu sagen.

Auch hier gilt: es kostet unnötige Energie, sich an unerledigte Dinge oder (noch) nicht erfüllte Versprechen erinnern zu müssen. Ein gebrochenes Versprechen macht ein schlechtes Gewissen (womit sich die wenigsten Leute wohl fühlen), oder es kann sogar Angst machen (je nachdem, welche Konsequenzen dafür drohen). So oder so belasten nicht eingehaltene Versprechen deine sozialen Beziehungen, denn sie erzeugen Enttäuschung und Ärger bei anderen. Und vermutlich werden diese anderen sich dann umgekehrt auch nicht (mehr) an die Versprechen gebunden fühlen, die sie dir vielleicht gegeben haben oder noch geben werden. Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit funktionieren in sozialen Beziehungen auf Dauer nun mal nur nach dem Reziprozitätsprinzip, will heißen: wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus.

Soweit irgend möglich, streiche oder delegiere Aufgaben, die du nicht gerne ausführst, und widme dich in der Zeit Dingen, die du wirklich gerne tust.

Wir alle müssen im Alltag natürlich Aufgaben erledigen, die uns nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hinreißen, klar. Die wenigsten Menschen, die ich kenne, putzen leidenschaftlich gern ihre Toilette oder füllen ihre Steuererklärung aus. Die wenigstens hinterfragen aber auch häufig und gründlich genug die Aufgaben, die sie ungern erledigen auf ihre Unvermeidlichkeit hin. Wie wäre es z.B. mit einer Putzfrau, einem Steuerberater oder dem Beitritt zu einem Lohnsteuerhilfeverein? Das kostet alles nicht die Welt, kann aber unter Umständen eine dramatische Verbesserung des Lebensgefühls bewirken. Sehr oft reicht es auch schon, die eigene Anspruchshaltung auf den Prüfstand zu stellen und sich zu überlegen, ob man wirklich auch selbst der Meinung ist, dass man nur in gebügelter Bettwäsche gut schläft, oder ob das doch eher die Überzeugung der eigenen Mutter widerspiegelt? Ob man wirklich und wahrhaftig sicher ist, dass die selbst gebackene Schwarzwälder Kirschtorte fürs Schulfest den Mehraufwand rechtfertigt, oder ob eine gekaufte es nicht auch tun würde? Hilfreich bei dieser Art von „Inventur“ sind zwei Denkanstöße: a) Das Pareto-Prinzip: 80 % eines Ergebnisses werden in 20 % der dafür aufgewendeten Zeit erreicht. Die verbleibenden 20 % des Ergebnisses verschlingen 80 % der Gesamtzeit und verursachen die meiste Arbeit. Und sind in den meisten Fällen verschwendete Energie, weil man mit einem 80 %-Ergebnis in der Regel prima durchkommt! Also gut überlegen, wo man wirklich 100 % erzielen muss/will! b) Stell dir deine Armbanduhr oder den Wecker deines Handys ein paar Tage lang so ein, dass sie dich dreimal täglich daran erinnern, in dem, was du gerade tust, kurz innezuhalten und dich zu fragen, ob du - wenn es jetzt nur nach dir ginge! - hiermit wirklich gern weiter machen würdest. Nimm deine innere Antwort auf diese Frage einfach mal zur Kenntnis, bevor du weitermachst. Lautet sie zu oft „nein“, gibt es wohl Änderungsbedarf ...

Erlaube dir selbst, dich dann auszuruhen, wenn du es brauchst. Und erlaube dir selbst, aktiv zu werden, wenn sich die Gelegenheit dafür bietet.

Der richtige Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung - ein ganz wichtiges Thema für die meisten Menschen. So viel mehr als „nur“ Work-Life-Balance, denn auch innerhalb der verschiedenen Lebensbereiche muss es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktivität und Passivität geben, damit die Energiebilanz langfristig stimmt. Viele Dinge, die wir eigentlich unter Ausruhen oder Freizeit verbuchen - im Netz herumsurfen, fernsehen, telefonieren - können übrigens zwar manchmal kurzfristig entspannend wirken, tun es aber bei weitem nicht immer. Viel besser für die Erholung sind ein kleines Nickerchen (oder einfach Dösen oder Tagträumen für ein paar Minuten) oder ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft. Mehr als höchstens 60 % der zur Verfügung stehenden Zeit eines Tages solltest du sowieso nie verplanen, dann bleibt trotz Pausen immer genügend Zeit, all die unvorhergesehenen Kleinigkeiten, die plötzlich auftauchen, zu erledigen. Und: mehrere kurze Pausen am Tag wirken sich in aller Regel positiver auf die Regeneration aus als eine lange. Umgekehrt macht Nichtstun auf Dauer unzufrieden und unglücklich; das zeigen nicht nur viele Studien mit Arbeitslosen. Schon Thomas von Aquin wusste: „Trägheit macht traurig.“ So wunderbar die sprichwörtliche Hängematte am Palmenstrand kurzfristig sein mag, so schnell hätte man sie über, wenn das Leben nichts anderes mehr zu bieten hätte. Das Gefühl, Dinge erledigt zu haben, etwas erreicht zu haben, ist für uns genauso wichtig wie Zeit für Erholung.

Wirf weg, räum auf, organisiere. Nichts raubt dir mehr Energie als eine unordentliche Umgebung voller Dinge aus deiner Vergangenheit, die du nicht mehr brauchst.

Zu diesem Thema habe ich schon vor Jahren einen längeren Artikel geschrieben - und auch die dort genannte Buchempfehlung kann ich immer noch nur unterstreichen. Ob nun Bücher und Zeitschriften, die man nie wieder in die Hand nehmen wird; Sammlungen, die man mal begonnen hat, aber heute nicht mehr fortführt; sentimentaler Schrott wie Fotos, alte Briefe oder Ererbtes, das einem heute nicht mehr wirklich viel bedeutet, sondern das man nur aus Pflichtgefühl behält - weg damit! Du wirst überrascht sein, wie viel Energie das frei setzen kann! (Wen übrigens eine eher persönliche Geschichte von mir dazu interessiert, der kann auch gerne hier weiterlesen.)

Räume deiner Gesundheit oberster Priorität ein. Ohne dass dein Körper bestmöglich funktioniert, kannst du nicht viel tun. Gönn dir Pausen.

Eigentlich so selbstverständlich, dass man es zweimal lesen muss, oder? Und trotzdem halten wir uns selten genug an diesen weisen Rat. Denn damit ist ja nicht nur gemeint, dass man sich im Krankheitsfall gut um sich kümmert oder Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmt. Sondern alles, was die Medizinsoziologie unter dem Begriff der Salutogenese zusammenfasst: alle Faktoren nämlich, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit beitragen. Das kann heißen, bestimmte Dinge bewusst zu tun (ausreichend zu schlafen beispielsweise, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben), aber auch, bestimmte Dinge bewusst zu unterlassen (das Rauchen beispielsweise, zu viel Stress induzierende Aktivitäten, riskante Verhaltensweisen). „Gesundheit schätzt man erst, wenn man sie verloren hat“, behauptet eine Volksweisheit - du hoffentlich nicht?!

Nimm die unangenehmen Dinge in Angriff, die auf dich warten. Das kann bedeuten, einem Freund oder einem Familienangehörigen zu helfen, oder negative Situationen in einer Beziehung oder einer Gruppe auszuhalten. Tu, was notwendig ist.

Prokrastination oder Handlungsaufschub nennen Psychologen die Tendenz, unangenehme, aber wichtige Handlungen zu verschleppen. Unter Punkt 2 und 3 ging es schon um die Energie, die Unerledigtes einem „abzieht“, solange es im Unterbewusstsein vor sich hin gärt, ohne dass man einen innerlichen Haken daran setzen kann. Prokrastinieren ist menschlich - wir alle tun es hin und wieder - aber nicht klug, denn die unangenehmen Dinge erledigen sich ja in der Regel nicht von selbst (und wenn doch, dann oft auf eine Weise, die uns nicht Recht ist). Es gibt zwei Tricks, wie man sich selbst diesbezüglich überlisten und vom Prokrastinieren abhalten kann: a) Nimm die unangenehmen Dinge morgens in Angriff, wenn du ausgeruht bist. Unangenehme Sachen zu erledigen, verlangt dir mehr Selbstdisziplin und Selbstkontrolle ab als angenehme. Selbstkontrolle ist aber - das haben viele Studien belegt - eine endliche Ressource, ähnlich wie der Blutzucker: Wenn du schon einen stressigen Tag hinter dir hast, an dem du viel Selbstkontrolle verbraucht hast, ist dein Speicher am Abend leer und du hast nicht mehr genügend Energie zur Verfügung. b) Schneide dir selbst „Ablenkungsauswege“ ab, wenn du etwas Unangenehmes erledigt bekommen willst. Wenn du dir vorgenommen hast, in der nächsten Stunde die Belege für die Steuererklärung zu sortieren, schalte Computer, Handy und Telefon aus. Wenn du ein unangenehmes Gespräch zu führen hast, ruf an und vereinbare einen festen Termin dafür. Oder erzähle einem guten Freund, bis wann du XY erledigt haben willst und bitte ihn, dich zu diesem Zeitpunkt zu fragen, ob du es auch wirklich getan hast. Externer Druck ist in diesen Dingen oft sehr hilfreich.

Nimm Dinge an. Akzeptanz ist nicht dasselbe wie Resignation. Nichts bedeutet einen größeren Energieverlust als der Kampf gegen eine Situation, die du nicht ändern kannst.

Das so genannte „Gelassenheitsgebet“ wird dem amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr zugeschrieben - sicher kennst du es auch: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Das ist deshalb so wichtig, weil ein Mensch, der es schafft, Unveränderliches anzunehmen, statt dagegen anzukämpfen, bei sich selbst automatisch neue Ressourcen und Kräfte freisetzt, die ansonsten blockiert bleiben. Ein Extrembeispiel dafür im letzten Jahr war die 29jährige Brittany Maynard, die wusste, dass sie aufgrund eines aggressiven Gehirntumors nicht mehr lange leben würde. Sie hätte die ihr verbleibende Zeit und Energie damit verschwenden können, im stillen Kämmerlein mit ihrem schlimmen Schicksal zu hadern - wer hätte es ihr verdenken können? Stattdessen entschloss sie sich, an die Öffentlichkeit zu gehen und ihre Situation zu nutzen, um der weltweiten Sterbehilfe-Debatte neue Impulse zu geben. Sie hat in ihrem kurzen Leben dadurch wahrscheinlich weit mehr Dinge in Bewegung gebracht, als die meisten von uns, die viel älter werden als sie. Akzeptanz und Resignation sind eben tatsächlich nicht dasselbe.

Verzeihe und lass Situationen los, die dir Schmerz bereiten. Du kannst dich immer dafür entscheiden, eine schmerzhafte Erinnerung gehen zu lassen.

Auch zu diesem Thema habe ich in der Vergangenheit schon einiges geschrieben. In diesem Artikel ging es damals schwerpunktmäßig um „offene Rechnungen“, die wir vielleicht noch mit unseren Eltern haben - Enttäuschungen aus der Kindheit; Liebe, Zuwendung oder Anerkennung, die uns unserer Meinung nach vorenthalten wurden usw. - aber natürlich gilt das ganz grundsätzlich für alle Situationen und Menschen, die für uns irgendwann mal schmerzlich waren. Wer verzeiht, tut vor allem sich selbst etwas Gutes. Es ist nämlich richtig ungesund, nachtragend zu sein! Solange wir jemandem etwas nachtragen, schaden wir weniger ihm damit als uns selbst. Indem wir den Schmerz in uns lebendig halten, ihn quasi konservieren, geben wir dem Menschen (oder der Situation), die uns verletzt hat, viel mehr Macht als nötig. Das kann uns sogar richtig körperlich krank machen: Der Psychologe Frederic Luskin von der kalifornischen Stanford-Universität stellte in einem forgiveness-project mit 250 Versuchspersonen fest: Verzeihen reduzierte Stresssymptome (z. B. Kopf- und Magenschmerzen, Müdigkeit und Schwindel). Bei Probanden, die verzeihen konnten, sanken außerdem Blutdruck und Puls und Muskelverspannungen nahmen ab. Auch die seelische Verfassung der verzeihendenTeilnehmer verbesserte sich: Noch Monate nach dem Projekt fühlten sie sich vitaler und optimistischer als diejenigen, die an ihrem Groll festhielten.

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