Ein Tagebuch für die Liebe



Heute möchte ich eine nette Idee vorstellen, die ich bei Jennifer Louden geklaut habe und gerne in meinen Paartherapien einsetze. Wenn du Lust hast und gerade in einer Beziehung lebst, kannst du sie ja mal ausprobieren. Sie eignet sich sehr gut für heikle Themen, Punkte, bei denen man sich regelmäßig miteinander streitet oder auch für Perioden, in denen man sich wenig sieht und deshalb wenig Zeit zum Reden hat. Man kann sie aber auch wunderbar für sich nutzen, ohne große Probleme in der Beziehung zu haben, einfach als zusätzliches Kommunikationsmittel mit dem Partner, als eine Art Beziehungsdokumentation oder auch nur aus Spaß an der Freude.

Besorg dir ein schönes Notizbuch, Tagebuch, eine Kladde oder auch ein Ringbuch, das dir gefällt. Dann brauchst du noch einen Stift, mit dem du gerne schreibst, und das war es schon an Vorbereitung. Erkläre mit deinem Partner / deiner Partnerin gemeinsam dieses Buch zu eurem gemeinsamen Beziehungstagebuch. Im Unterschied zu einem „klassischen“ Tagebuch, das man nur für sich allein führt, schreibt ihr in dieses Buch abwechselnd beide hinein. Am besten einigt ihr euch vorab, wie viel, wann und in welchen Abständen ihr ungefähr reinschreiben möchtet - es kommt auf ein paar Zeilen mehr oder weniger natürlich nicht an, aber wenn einer jeden Tag Seiten voll schreibt und der andere nur alle paar Monate ein Stichwort dazu fügt, ist das Ganze etwas unausgewogen. Das Verhältnis sollte einigermaßen stimmen. Wie das konkret aussieht, kommt natürlich ganz darauf an, was für euch beide passend ist bzw. wie viel Zeit ihr euch für die Sache auch nehmen wollt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auch einen Zeitraum festlegen, über den ihr das Buch führen wollt - vielleicht nur ein paar Wochen oder Monate lang, vielleicht auch mal über ein ganzes Jahr. Das müsst ihr gemeinsam so entscheiden, wie es für euch beide stimmig ist.

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Derjenige, der mit dem Schreiben beginnt, wählt ein Thema aus und schreibt auf, was ihm dazu einfällt bzw. was er dem Partner / der Partnerin gerne dazu sagen möchte. Dann legt er das Buch an den vorher vereinbarten Platz zurück. Der Partner / die Partnerin kann sich das Buch dann zu dem Zeitpunkt, der ihm angenehm ist (wenn er Lust, Zeit und Ruhe dazu hat), nehmen, lesen, was der / die andere geschrieben hat und selbst etwas dazu fügen. Es ist dabei offen, ob er direkt auf das vorher Geschriebene antwortet, nur etwas ergänzt oder vielleicht mit einem ganz anderen Thema beginnt. Wichtig ist nur, dass ihr euch beim Schreiben abwechselt. Wenn ihr mögt, könnt ihr eure Einträge auch mit zusätzlichen Dingen ausgestalten - vielleicht einem Foto, einer Zeichnung, einem Spruch, einer gepressten Blume, einem ausgeschnittenen Artikel ... der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Die Ziele bei einem solchen Beziehungstagebuch sind:
  • es lässt euch euren Partner besser verstehen - im Schreiben kann man manchmal Dinge von sich erzählen, die man nicht aussprechen kann

  • es hilft euch, bei Themen, die euch schwer fallen, ruhiger miteinander zu kommunizieren, als es von Angesicht zu Angesicht manchmal möglich ist. Nicht gleich auf etwas antworten oder reagieren zu müssen, was man vom anderen mitgeteilt bekommt, kann sehr entlastend wirken.

  • es ist eine gute Kontakt- und Austauschmöglichkeit, wenn ihr gerade sehr in Stresszeiten gefangen seid, denn jeder kann sich das Tagebuch dann nehmen, wenn es ihm gerade passt und man muss nicht nach einer gemeinsamen ruhigen Minute suchen

  • es lässt eine Art Chronik eurer Beziehung entstehen, denn es dokumentiert, wie ihr euch jeweils einzeln und als Paar über eine längere Zeit entwickelt. Damit stärkt es auch das Wir-Gefühl in eurer Partnerschaft.

Wichtige Regeln dabei sind - neben der Einhaltung von Häufigkeit und Länge der Einträge, wie ihr sie miteinander vereinbart habt - noch:
  • Viele Menschen neigen vor allem dann zum Schreiben, wenn sie etwas bedrückt. Bemüht euch dann, eure Worte sorgfältig zu wählen, damit ihr den anderen nicht kränkt oder verletzt. Manchmal werdet ihr vielleicht aufgewühlt sein, wenn ihr schreibt, weil euch ein Thema sehr nahe geht. Versucht trotzdem, die Gefühle des anderen zu achten und ihn nicht zu beschimpfen oder zu beleidigen. Bleibt ehrlich in dem, was ihr sagt, aber seid behutsam in der Art, wie ihr es sagt. Erzählt lieber von euch und davon, wie es euch geht, als ihn mit Vorwürfen und Anklagen zu überschütten.

  • Lest das, was der andere geschrieben hat, in dem intensiven Bemühen, ihn, seine Gedanken und Gefühle zu verstehen und zu akzeptieren. Geht davon aus, dass es dem anderen wirklich am Herzen liegt und behandelt es entsprechend achtsam. Macht euch niemals lustig über das, was der andere geschrieben hat, und verwendet es auch nicht im Streit gegeneinander. Der Inhalt eures Tagebuchs geht auch niemanden außer euch beiden etwas an. Sonst zerstört ihr das Vertrauen und die Offenheit, die für ein solches Tagebuch lebenswichtig sind.

  • Seid nicht eingeschnappt, gekränkt oder verärgert, wenn der andere mal etwas schreibt, was euch nicht so in den Kram passt. Verteidigt euch auch nicht gleich in flammender Gegenrede, weil ihr euch angegriffen fühlt. Überlegt lieber, was im anderen vorgeht, was zu diesen Sätzen geführt haben könnte. Denkt daran: er schreibt sie, weil die Beziehung ihm wichtig ist und er etwas Gutes dazu beitragen möchte! Setzt den anderen auch nicht unter Druck, wenn er nicht gleich auf das eingehen kann oder möchte, was ihr geschrieben habt. Manchmal ist es besser, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, ehe man antwortet.
  • Räumt auch und vor allem den schönen Dingen in eurem Beziehungstagebuch viel Platz ein! Erzählt euch, was ihr aneinander mögt und schätzt, was der Partner heute oder in dieser Woche getan hat, was euch glücklich gemacht, überrascht, beeindruckt, gefreut hat. Bedankt euch beieinander, wenn ihr euch gegenseitig etwas Gutes tun konntet.

  • Erzählt euch gegenseitig von eurem Tag, vor allem, wenn ihr gerade wenig Zeit für Gespräche habt. Oft gehen einem so viele Kleinigkeiten im Laufe des Tages durch den Kopf, bei denen man denkt: „oh, das muss ich ihm / ihr erzählen!“, aber dann vergisst man sie wieder in der Hektik des Alltags. In eurem Beziehungstagebuch ist Platz auch für Sachen, die für Außenstehende vielleicht belanglos scheinen, die euch aber gegenseitig ein Gefühl dafür vermitteln, was ihr während der Zeit, die ihr getrennt voneinander verbracht habt, erlebt, gedacht und gefühlt habt. So lernt ihr euch noch besser kennen und verstehen.

  • Schreibt ruhig auch mal über Dinge, über die ihr vielleicht nicht oder nicht mehr sprecht, weil ihr glaubt, einander diesbezüglich schon genau zu kennen. Manchmal kommen dabei ziemlich überraschende Neuigkeiten ans Tageslicht, selbst bei langjährigen Paaren! Jennifer Louden schlägt als Einstieg dafür ein paar Satzergänzungsübungen vor, von denen ich einige an euch weitergeben möchte, nur als erste Inspiration. Wie würdest du / dein/e Partner/in folgende Sätze ergänzen:
    Als wir uns kennen lernten, war ich fasziniert von ...
    Mein ganzes Leben lang ....
    Ich fühle mich wohl, wenn ...
    Ich ärgere mich, wenn ...
    Ich wünsche mir, du würdest verstehen, dass ich ...

Bevor ihr mit dem Schreiben anfangt, ist es wichtig, dass ihr regelmäßige Zeitpunkte vereinbart, an denen ihr euch auch direkt über das austauscht, was ihr in euer Beziehungstagebuch geschrieben habt. Das kann einmal in der Woche oder auch öfter sein, auf jeden Fall sollte vorab klar sein, dass es diese Gespräche gibt, in denen ihr euch gegenseitig rückmeldet, wie es euch gerade mit dem geht, was der andere geschrieben hat und welchen Einfluss das Tagebuch auf eure Beziehung hat. Ihr müsst euch dabei nicht krampfhaft und mit der Stoppuhr in der Hand darüber austauschen - es reicht, wenn ihr immer wieder die Gelegenheit dafür schafft und prüft, ob es Gesprächsbedarf gibt. Wenn ja - nutzt die Zeit, wenn nein, ist es auch gut.

Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß bei der Gestaltung und Pflege eures neuen Beziehungstagebuchs!

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