Dr. Jekyll und Mr. Right - Worauf Frauen beim Online-Dating achten sollten



Daniel Ancenaux hatte im Online-Chat eine ungeheuer interessante und sensible Frau kennen gelernt, mit der er ein halbes Jahr intensiv flirtete. Unter dem Nickname "Sweet Juliette" schrieb sie ihm romantische und leidenschaftliche Emails und selbst verfasste Gedichte, die ihn immer mehr davon überzeugten, seine Traumfrau endlich gefunden zu haben. Als "The Prince of Pleasure" - so sein eigener Nickname - seine Angebetete schließlich um ein Foto bat, haute es ihn fast um: Nicht nur klug, sensibel und einfühlsam war seine "Juliette", sondern auch noch schön und super sexy! Nun hielt es den "Prinzen" aber nicht länger auf seinem Computersessel! Er verabredete sich mit seinem Flirt zu einem abendlichen Treffen an einem entlegenen Strand. Sie sagte zu. Voller Vorfreude eilte Daniel zu seinem Rendezvous - und fiel fast in Ohnmacht, als sich seine dort wartende Flamme umdrehte: Sie war seine 52 Jahre alte Mutter Nicole! Das Foto, so stellte sich heraus, hatte sie aus einem Männermagazin ausgeschnitten und eingescannt. Auch sie hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass ihr Traumprinz in Wirklichkeit ihr eigener Sohn war...

Eine wahre Geschichte. Und weil das Thema Online-Flirt nach wie vor sehr aktuell ist, wollen wir es bei iPersonic heute noch mal speziell für unsere weiblichen Leserinnen aufgreifen. (Das heißt aber nicht, dass du als Mann jetzt nicht weiterlesen darfst! ;-) ) Wenn man so drüber nachdenkt, bietet nämlich Online-Dating gerade Frauen doch eine Reihe von Vorteilen gegenüber der Jagd in freier Wildbahn. Da wäre zunächst mal ein ganz handfester finanzieller Bonus, den die Damen gegenüber den Herren der Schöpfung in aller Regel haben: Bei vielen Kontaktanzeigen-Anbietern flirten sie kostenlos. Das liegt einmal daran, dass der Frauenanteil der Internet-Nutzer mit 40% immer noch unter dem der Männer liegt. Zum anderen funktionieren viele dieser Angebote nach dem gleichen Prinzip wie Clubs oder Discotheken, die Frauen freien Eintritt gewähren - in der Hoffnung, dadurch möglichst viele finanzkräftige männliche Kunden anzulocken. Männer generieren schätzungsweise 80 % des Umsatzes in Online-Dating-Angeboten, es ist also eine gute Idee, bei ihnen mit möglichst vielen weiblichen Mitgliedern punkten zu können.

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Außerdem ist die Anzahl der Männer, die besonders aktiv und zielstrebig nach einer Partnerin suchen, laut einer Studie der Online-Partneragentur Parship fast doppelt so hoch wie die der Frauen (13 bzw. 7 %). Frauen lassen die Dinge diesbezüglich eben immer noch lieber auf sich zukommen und den Männern die Initiative. Dafür bieten Online-Dating-Angebote natürlich eine ausgezeichnete Plattform. Wer‘s ausprobieren möchte, kann sich einfach mal mit einem weiblichen Nickname auf einer Kontaktanzeigen-Seite registrieren lassen. Selbst wenn sie die gewünschten Daten rund um das Profil - Alter, Figur, Größe, Haarfarbe, Gewicht, wer bin ich, wie bin ich, was tue ich gerne, was kann ich nicht ausstehen usw. - nur rudimentär ausfüllt und auf die Präsentation eines Fotos verzichtet, wird frau in aller Regel innerhalb kürzester Zeit Zielscheibe männlichen Interesses. Und kann sich in aller Ruhe zurücklehnen und auswählen, welchem der Anbeter sie zurück mailt oder nicht.

Diese Sicherheit in der Anonymität, der Schutz, der durch räumliche Distanz entsteht, und nicht zuletzt das Gefühl, maximale Kontrolle über den Prozess zu haben - schließlich kann ich als Frau nicht nur entscheiden, wem ich antworte, sondern muss auch nicht sofort und spontan reagieren, wie das bei einem Flirt an der Bar der Fall wäre - reizt viele Frauen. Selbst introvertierte Persönlichkeitsypen trauen sich so einiges, was ihnen im Alltag im Traum nicht einfiele - wenn es brenzlig wird, genügt ja vermeintlich ein Klick, um sich aus der Situation zu verabschieden. Und auch extrovertierteren Zeitgenossinnen, die eigentlich kein Problem damit haben, einen netten Typen selbst anzusprechen, bietet die Dating-Plattform zumindest den Vorteil, dass von vornherein klar ist: auch der andere sucht nach einer Beziehung, sonst wäre er ja nicht hier. Keine Gefahr also, dass er einen über den Einkaufswagen hinweg bedauernd anlächelt und auf seinen Ehering verweist. Das senkt die Hemmschwelle.

Last but not least ist Online-Dating gerade für die vielen allein erziehenden Mütter, die auf der Suche nach einer neuen Liebe sind, ein Gottesgeschenk! Sie brauchen keinen Babysitter, weil sie durch zahllose Kneipen ziehen müssen, ihr Nachwuchs schläft sanft und süß nebenan im Kinderzimmer, während sie ganz entspannt in Jogginghose und mit ungewaschenen Haaren vor dem PC sitzen und die tollsten Flirt-Dialoge führen können. Einfach genial!

Doch die schöne neue Internetwelt hat auch ihre Tücken. Nicht jeder, der sich auf einem Internetportal als Prince Charming ausgibt, verdient diesen Namen. Da wäre zunächst die Spezies derjenigen, die sich als Singles ausgeben und Frauen in heiße Online-Flirts verwickeln, während im Hintergrund die nichts ahnende Ehefrau oder Partnerin ihnen das Abendessen kocht. Teilweise verschweigen diese Männer einfach ihren wahren Status, manche von ihnen bauen sich aber auch eine komplette virtuelle Identität mit falschen Angaben über sich selbst und sogar gefälschten Fotos auf. Die Geschichte von Daniel und seiner Mutter ist ein gutes Beispiel dafür (und beweist, dass es sich auch für Männer gelohnt hat, weiter zu lesen, denn natürlich können auch Frauen lügen! ;-) ). Solche Scheinidentitäten nennt man „Fakes“. Da verwandelt sich der arbeitslose Mittvierziger mit Stirnglatze und Bierbauch online plötzlich in einen sportlichen, attraktiven Latino-Verschnitt. In all diesen Fällen ist Herzschmerz und Enttäuschung natürlich vorprogrammiert, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, vor allem, wenn man über eine lange Zeit Emails ausgetauscht hat und bereits tief in seine Gefühle und Illusionen verstrickt war. Die gute Neuigkeit: laut einer aktuellen Studie liegt der Anteil dieser männlichen Spezies beim Online-Dating „nur“ ca. bei 13 %. Das nützt frau aber nichts, wenn es gerade sie erwischt.

Als wäre das nicht schlimm genug, gab es bereits Zeitgenossen, die die Gutgläubigkeit ihrer Flirtpartnerinnen auch noch finanziell ausnutzten. Eine angebliche Notlage, in die der Betreffende geriet, manchmal auch einfach der Wunsch, die Angebetete zu besuchen, aber leider, leider, hat man gerade nicht genügend Geld für die Fahrkarte .. Ist das Geld von der hilfsbereiten Verliebten erst einmal überwiesen, hört sie von ihrem Schwarm nie wieder etwas. Die Dunkelziffer der um teilweise nicht unerhebliche Beträge betrogenen Opfer ist hoch, denn viele von ihnen scheuen aus Scham den Gang zur Polizei.

Ebenfalls sehr unangenehm kann es werden, wenn ein Verehrer von einer Frau abgewiesen wird. Es ist erstaunlich, wie sehr das Medium Internet und die damit verbundene Anonymität auch ansonsten schüchterne Männer plötzlich zu aufdringlichen Kletten mutieren lässt, die nur schwer wieder los zu werden sind. Nicht zu unterschätzen ist dabei das Risiko, Opfer eines Internet-Stalkers zu werden. Genaue Zahlen zu diesem Phänomen liegen bisher nicht vor, allerdings ist davon auszugehen, dass 87 % der Stalking-Opfer Frauen sind - und die Täter in der Regel männlich.

Die Möglichkeiten von Stalkern, ihre Opfer zu quälen, haben sich durch die Plattform Internet vervielfacht. Ob es nun ein Email-Dauerfeuer voller Drohungen und Beleidigungen ist, die Mailbox plötzlich unter der Last der Spam-Mails zusammenbricht oder in Chatrooms üble Gerüchte über einen verbreitet werden - der Fantasie von Stalkern sind hier praktisch keine Grenzen gesetzt. Mehr als einmal ist es auch vorgekommen, dass enttäuschte Männer aus Rache im Namen der entsprechenden Frauen ohne deren Wissen eine Kontaktanzeige aufgaben - inklusive vollständigem Namen, Alter, Anschrift, Telefonnummer und sogar Nacktfoto! Die Folgen: obszöne Anrufe, Belästigungen bis hin zum Nervenzusammenbruch und Umzug der Betroffenen. Eine Frau zog deshalb 2003 sogar vor das Kammergericht Berlin, scheiterte aber mit ihrer Klage auf Schadenersatz gegen den Betreiber des Portals.

Solltest du - falls du eine Frau bist - also angesichts all dieser Risiken lieber aufs Online-Dating verzichten? Auf keinen Fall! Dazu sind die Möglichkeiten, die dieser neue Weg uns auf der Suche nach der Liebe bietet, viel zu reizvoll, finde ich. Wichtig ist es vielmehr, bestimmte Sicherheitsaspekte sorgfältig zu berücksichtigen. Ein paar davon findest du auch im pdf-Egoload zum Download, die wichtigsten daraus (und ein paar zusätzliche) habe ich dir hier noch einmal zusammengestellt.

Um beispielsweise die Gefahr, einem Fake aufzusitzen, zu minimieren, gibt es einige wirkungsvolle Tricks. (Übrigens können die auch für männliche Online-Flirter nützlich sein, denn auch nicht alle Frauen sind Unschuldslämmer!) Hat dein Flirtpartner nur ein einziges Foto von sich im Netz veröffentlicht? Bitte ihn im Laufe der Kontakte um ein paar weitere Bilder von sich - vielleicht ein paar Urlaubsschnappschüsse oder Ähnliches. Ein einzelnes Foto von einer attraktiven fremden Person ist schnell geklaut und als das eigene ausgegeben - mit mehreren wird das bereits erheblich schwieriger. Die wenigsten Fakes machen sich zudem die Mühe, sich eine komplette „Legende“ zuzulegen, meist entstehen die virtuellen Identitäten eher spontan, oft im parallelen Kontakt zu mehreren Flirterinnen, die voneinander natürlich nichts wissen. Da ist es gut, sämtliche Mails abzuspeichern und ab und zu noch mal durchzulesen. Gibt es Unstimmigkeiten, Widersprüche oder Ungereimtheiten? Hake bei bestimmten Themen nach, um zu überprüfen, ob der andere wirklich derjenige ist, für den er sich ausgibt. Er fährt angeblich einen BMW Z3? Kann er spontan auf spezifische Fragen bezüglich Kosten und Service für ein solches Auto antworten? - Er war letztes Wochenende in Paris? Wie war das Wetter, in welchem Café hat er gefrühstückt, wie hieß sein Hotel? Zögern oder ausweichende Manöver auf solche Fragen sollten dich stutzig machen. Im Zweifel bitte eine gute Freundin, sich auf der gleichen Kontaktanzeigenseite zu registrieren und deinen Schwarm mal von sich aus inkognito anzuflirten. Wie reagiert er? Was erzählt er ihr? Auf diese Weise ist schon so mancher Betrug ans Tageslicht gekommen.

Eine gute Redaktion des Online-Dating-Betreibers schafft ebenfalls Sicherheit. Ein erfahrener Redakteur kennt die einschlägigen Fake-Bilder und lässt Nutzer, die sich damit einschleichen wollen, gar nicht erst zu. Grundsätzlich gilt: Dort, wo man nur gegen Mitgliedsbeitrag aktiv am Dating teilnehmen kann, ist das Risiko, einem Fake auf den Leim zu gehen, deutlich geringer. Sobald das Veräppeln anderer Leute nicht mehr umsonst ist, schreckt dies Scherzbolde ab. Je höher der Mitgliedsbeitrag ist, desto besser funktioniert der Mechanismus. (Einen guten Überblick über seriöse Angebote findest du bei Saferdating, der Initiative für sicheres Online-Dating.) Daher Vorsicht bei Nutzern, die nur den kostenfreien Teil eines Dating-Angebots nutzen - und dann womöglich noch unverschämt attraktiv aussehen. Hier ist das Risiko groß. Ausnahme von der Regel sind natürlich diejenigen Fakes, die böswillig unterwegs und auf Geld aus sind. Die schreckt auch ein Mitgliedsbeitrag nicht. Sie stellen sich auch gemeinhin cleverer an als der große Rest. Da helfen nur ausgebuffte Tricks, Fingerspitzengefühl und ein klarer Kopf.

Sei mit der Preisgabe deiner persönlichen Daten in jedem Fall sehr zurückhaltend! Leg dir zunächst eine anonyme Email-Adresse bei einem großen Anbieter zu (z. B. gmx), die keinesfalls Teile deines Namens beinhalten sollte. Nutze bevorzugt die anonymen Kommunikationsmöglichkeiten des Dating-Angebotes. Dann hast du es auch leichter, unerwünschte Verehrer wieder los zu werden. Sollte jemand keine Ruhe geben, formuliere deine Ablehnung nur einmal, aber dafür eindeutig und direkt, blocke danach jeden Kontakt konsequent ab und lass dich zu keiner Reaktion mehr verleiten. Reagiere nicht aggressiv - für einen Stalker ist jede Reaktion ein Erfolg. Auch wenn es dir innerlich zuwider ist: Lösche Nachrichten oder Anrufe des Stalkers nicht, sondern dokumentiere sie mit Zeit- und Ortsangabe. Dies kann ebenso für eine Risikoanalyse wie für ein eventuelles juristisches Vorgehen wichtig werden. Dein Umfeld - Familie, Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen - solltest du informieren und um Unterstützung bitten. Öffentlichkeit schützt dich und erschwert es dem Stalker, dich auszuspionieren. Wenn du dich sehr belastet fühlst, solltest du dir eine Selbsthilfegruppe oder sogar psychotherapeutische Unterstützung suchen, um mit der Situation besser fertig zu werden. Auch eine Beratung durch einen Juristen kann hilfreich sein, prüfe aber genau, ob z. B. eine Unterlassungsklage eher abschreckend auf deinen Stalker wirken oder vielleicht zur Eskalation führen würde.

Schieb das erste Date im „wirklichen Leben“ nicht zu weit auf die lange Bank! Täuschungen lassen sich virtuell sehr viel leichter aufrecht erhalten als in der Realität. Und je weniger verstrickt du innerlich noch in die Beziehung bist, desto geringer fällt der emotionale Schaden aus, wenn sich die neue Liebe als Luftschloss entpuppt. Dein Gegenüber zögert, erfindet immer neue Ausreden, sagt vereinbarte Dates im letzten Moment ab? Sortiere ihn aus! Der Mann hat etwas zu verbergen - basta! Bestehe darauf, den Treffpunkt der ersten Verabredung zu bestimmen. Wähle einen öffentlichen Ort, an dem auch andere Menschen sind, am besten ein Café, oder geh zur Not im Zoo spazieren. Mindestens eine Person deines Vertrauens sollte über Ort und Zeit des Treffens unterrichtet sein. Vielleicht fühlst du dich sicherer, wenn diese Person inkognito irgendwo in der Nähe ist und im Notfall zu Hilfe kommen kann. Oder du vereinbarst eine Uhrzeit, zu der der oder die Betreffende auf deinem Handy anruft, um zu checken, ob alles in Ordnung ist.

Schaff dir auf jeden Fall Rückzugsmöglichkeiten, falls das Date nicht so läuft, wie du es dir wünschst - d. h. komm mit deinem eigenen Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, hab auf jeden Fall dein (aufgeladenes und eingeschaltetes!) Handy dabei und eine passende Notfall-Ausrede im Kopf, warum du leider, leider nach einer halben Stunde schon wieder gehen musst. Wenn du zu deinem Blind Date eine weitere Anreise in Kauf nehmen musst: Organisiere alles selbst und gib nicht alle Details über An- und Abreise preis (lass dich also z. B. nicht am Bahnhof abholen, sondern triff dich mit ihm in einem Lokal). Ein absolutes No-No ist zu diesem frühen Zeitpunkt deine eigene oder die Wohnung deines Flirtpartners! Er will dich zu Hause abholen? Sehr nett von ihm - aber du hast vorher noch einen anderen Termin und triffst ihn lieber gleich in der Kneipe.

Wenn du diese Sicherheitsvorkehrungen beherzigst, kannst du dich ganz beruhigt ins Online-Vergnügen stürzen. Mr. Hyde hast du damit ganz schön ausgebremst - und Mr. Right wartet hoffentlich schon auf dich!

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