Grüne Oasen: Wie Gartenarbeit unsere Seele im Frühling belebt
01.03.24 von Diplom-Psychologin Felicitas Heyne | Abgelegt in: Gesundheit | Freizeit | Psychologie | Stress
Kürzlich ging es mir selber gar nicht gut. Etliche meiner Therapiegespräche verlangten mir mehr Energie als sonst ab. Dazu gesellten sich viele Alltags-Ärgernisse, jedes für sich genommen kein Drama, aber in der Summe dann irgendwie doch. Und zu all dem dann noch die beharrlich andauernde „Stapelkrise“ auf der Welt (ein sehr schön plastischer Begriff, den ich erst letztes Jahr gelernt habe, und der den Zustand beschreibt, in dem gefühlt eine Krise auf die nächste folgt und kein Ende in Sicht kommen will). Ich war genervt, unzufrieden, schlief schlecht, und meine Produktivität war auch schon mal besser.
Und dann kam die Frühlingssonne raus und lockte mich in mein kleines Gärtchen (und das schon Mitte Februar). Genau die richtige Medizin für meine Seele! Nicht umsonst sind schließlich an vielen modernen Therapie- und Rehazentren Gärten angeschlossen, die von den Patienten gestaltet und gepflegt werden. In den USA existiert sogar eine spezielle „Horticultural Therapy“ zur Heilung von physischen und psychischen Krankheiten. Aber auch für ganz gesunde Menschen können Gartenarbeit und die Beschäftigung mit Pflanzen und Natur ein echter Seelenbalsam sein.
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Die typischen Farben und Gerüche des Frühlings in unseren Breitengraden haben wir alle seit unserer Kindheit in den tiefen Hirnregionen des Hippocampus fest abgespeichert. Sie wirken deshalb ganz automatisch unbewusst belebend und hoffnungsspendend auf uns. Ein übriges tun auch die jetzt rasch länger werdenden Tage und das intensivere Sonnenlicht draußen: Sie sorgen dafür, dass unser Körper weniger vom müde machenden Hormon Melatonin produziert. Gleichzeitig steigt der Spiegel des Glückshormons Serotonin in unserem Gehirn. Wir kommen jetzt wieder mit weniger Schlaf aus und fühlen uns insgesamt wieder frischer und unternehmungslustiger. Die Natur schenkt uns einen Energieschub.
Wer das Glück hat, einen Balkon oder ein Gärtchen zu besitzen, kann sich jetzt im Frühling doppelt glücklich schätzen. Denn auch bei der Stressbewältigung hilft uns die Aktivität dort: Die University of Essex belegte in etlichen Studien, dass wir beim fleißigen Buddeln, Graben und Schnippeln in den Beeten und Kübeln Anspannung, Ärger und Unbehagen rasch abbauen. Schon eine halbe Stunde Gartenarbeit pro Woche erzeugt bessere Stimmung und bewirkt eine Steigerung des Selbstwertgefühls. (Oh, dieser Stolz letztes Wochenende beim Anblick meiner frisch geschnittenen Hecke! Dieses Wochenende sind jetzt die Rosenstöcke dran, ich freue mich schon!)
Gärtnern bringt uns wieder in Einklang mit der Natur und erinnert uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. Einerseits können wir dabei unsere Umwelt ganz greifbar und real gestalten und unmittelbare, positive Ergebnisse unserer Handlungen wahrnehmen. Das stärkt unser Selbstvertrauen und unser Gefühl von Kontrolle über das Leben. Doch gleichzeitig werden wir auch sanft an unsere Grenzen erinnert: Wir müssen uns dem jahreszeitlichen Rhythmus beugen und können nur mit ihm, nicht gegen ihn arbeiten. Gelassenheit und Geduld sind ebenso angesagt wie Aktivität und Initiative. „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Die perfekte innere Haltung für 2024, oder?
Wenn du mehr über das Thema Gartentherapie wissen willst, kannst du auch noch diesen Blogbeitrag von mir lesen.