Wir sind die Roboter ...



... sang die Gruppe "Kraftwerk" schon 1976 auf ihrem Album "Die Mensch-Maschine". Ganz schön visionär vor dreißig Jahren. Mittlerweile sind wir auf dem besten Weg zur Mensch-Maschine. Früher oder später werden die technischen Geräte uns sagen, was wir wann zu tun haben. Eigentlich tun sie es ja schon bei allen möglichen Gelegenheiten. Zum Beispiel das freundliche Navigationssystem im Auto, das einen auffordert: "Nach hundert Metern bitte rechts abbiegen!" Oder, noch etwas simpler, mein Trockner, der mich mit höchst aufdringlichem Piepsen in die Waschküche beordert, wenn er fertig ist, damit ich gefälligst die Wäsche da raus nehme, bevor sie zu knittern anfängt. Ich muss gestehen, so nützlich ich das alles finde, weckt das alles in mir doch gelegentlich eine gewisse Reaktanz. So einen irrationalen Impuls, grade zum Trotz nach hundert Metern eben nicht rechts, sondern links abzubiegen. Nur, um dem System mal zu zeigen, dass ich hier noch immer das Sagen habe. Albern, ich weiß. Erinnert mich auch an meine Mutter, als sie vor ewigen Zeiten die erste sprechende Minolta-Kamera zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Das gute Stück sagte bei Bedarf Sätze wie: "Bitte Blitz einschalten!", wenn die Lichtverhältnisse ungünstig waren. Eine Zeitlang quäkte sie bei jedem Bild, das geschossen wurde: "Bitte Film einlegen!" Meine Mutter war hell empört und behauptete, sie habe natürlich einen Film eingelegt, sie sei ja nicht doof, das Gerät müsse kaputt sein, und beschimpfte die Kamera jedes Mal, wenn diese wieder beharrlich: "Bitte Film einlegen!" forderte. Bis meine Schwester dann doch mal - nur sicherheitshalber - nachschaute. Natürlich war kein Film drin. Die arme Kamera. Diskutieren konnte sie halt doch nicht mit meiner Mutter. 

Aber vielleicht ändert sich das ja bald mal. Die Japaner arbeiten zumindest daran. Haben sie jetzt doch tatsächlich eine Toilette erfunden, die den Arztbesuch überflüssig macht! Das schlaue Klo analysiert den Urin direkt! Während man auf das Ergebnis wartet, wird der Blutdruck mit einem Gerät gemessen, das praktischerweise direkt neben dem Toilettenpapierhalter hängt. Beim Händewaschen schließlich kontrolliert eine Waage im Fußboden vor dem Waschbecken das tägliche Gewicht - wer mag, kann auch noch den Körperfettgehalt messen lassen. Alle Daten meldet das System an den hauseigenen PC weiter. Und wenn man dann das Bad verlässt und sich an selbigen setzt, um ganz gemütlich die Emails zu checken, begrüßt er einen mit Ratschlägen für eine bessere Ernährung, belamentiert die verfutterte Kalorienmenge des vergangenen Tages und erstellt einem ein maßgeschneidertes Bewegungsprogramm, um die Sache wieder ins Lot zu bringen.

Man kann sich sicherlich weitere "sinnvolle" Ergänzungen zu der ganzen Sache ausdenken. Meine Fantasie schlägt da gerade Purzelbäume. Warum beispielsweise den Kühlschrank und den Herd nicht gleich direkt mit der Toilette vernetzen? "Intelligente" Kühlschränke gibt es ja schon des längeren. So lange die darin gelagerten Produkte ordnungsgemäß mimt kleinen Funketiketten versehen sind, hat der Kühlschrank den vollen Überblick über seinen eigenen Inhalt und informiert einen höflich: "Ihr Joghurt läuft in drei Tagen ab! Bitte verwenden!" Und damit nicht genug, ist er in der Lage, via Internet selbständig Nachschub zu ordern, wenn ein Produkt auszugehen droht. Also nie wieder Ei-loses Sonntagsfrühstück! Es kann ja nicht so schwierig sein, diesen Kühlschrank noch ein bisschen auszubauen. Wenn dann die Toilette morgens rüberfunkt: "Die Alte hat schon wieder ein Drittel über ihrem zugebilligten Kalorienbedarf gelebt und die Triglycerid-Werte sind auch zu hoch!", dann blökt der Kühlschrank einem mittags vielleicht entgegen: "Ihre heutigen Blutfettwerte und Gewichtskontrolle waren nicht im Normbereich. Ich lasse mich heute daher nicht aufmachen. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. Vielen Dank!" Oder der Herd und der Backofen streiken, weil die Toilette gepetzt hat: "Heute bitte Diät halten. In 24 Stunden sind wir wieder für Sie da." 

Brrr! Brauchen wir das wirklich alles? Wollen wir das? Was macht das mit unserem Selbstverständnis als intelligente, eigenverantwortliche und von freiem Willen gesteuerte Lebewesen? Aber ach so, den freien Willen gibt es ja ohnehin nicht, behaupten die Neurowissenschaftler seit einiger Zeit. Darüber kann ich jetzt aber nicht auch noch schreiben. Muss aufhören - mein Trockner piepst schon wieder ...

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