Realistische Erwartungen an die Liebe: Warum der perfekte Partner eine Illusion ist
29.05.24 von Diplom-Psychologin Felicitas Heyne | Abgelegt in: Liebe
Das Thema Liebe und Partnerschaft ist - neben dem Beruf - für die meisten Menschen das zentralste in ihrem Leben. Nie waren die Erwartungen an die Liebe höher als heute. Unsere Beziehung soll uns einfach alles geben, was wir uns wünschen. Einen Ausgleich für die Kälte unsere heutigen Zeit, die hohen Anforderungen in Beruf und Alltag, und natürlich soll sie dauern. Für immer und ewig – Romeo und Julia, Julia Roberts und Richard Gere, Kate Winslet und Leonardo di Caprio.
Hinter dieser Sehnsucht steckt etwas, was der Autor Michael Mary in seinen Büchern gerne als die „Erlösungslüge“ bezeichnet. Die Erlösungslüge besagt: Wenn ich nur erst den richtigen Partner gefunden habe, dann wird er alle meine Bedürfnisse – geistige, körperliche, emotionale – dauerhaft erfüllen. Wie bitte? Alle meine Bedürfnisse? Dauerhaft? Mein Bedürfnis nach Nähe, aber auch nach Freiheit? Mein Bedürfnis nach Kraft, Hoffnung, Mut, aber auch nach Geborgenheit und Anlehnung? Nach leidenschaftlichem Sex und Aufregung, aber auch nach Stabilität, Sicherheit und ruhiger Geborgenheit? Nach Glücklichsein auf Dauer, nach dem Gefühl, dass mein Leben einen Sinn hat?
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Der erste Schritt, sich aus diesem Kreislauf von überhöhten Erwartungen, Frustration und Enttäuschung zu befreien, ist es, sich klarzumachen, dass langfristige Liebesbeziehungen vor allem eines brauchen: Entscheidung. Verabschiede dich zunächst mal von der Idee, dass es da draußen irgendwo den “perfekten Partner” oder die “perfekte Partnerin” gibt, mit der oder dem alles wie von alleine läuft. Jeder Mensch ist ein Sammelsurium aus Stärken und Schwächen – du genauso wie jede(r) mögliche Partner(in), die oder der für dich in Frage kommt. Die wichtigste Frage, die du dir also stellen musst, ist die nach deinen ganz persönlichen Prioritäten im Leben. Das ist vielleicht die persönlichste Frage überhaupt, die nur du selbst beantworten kannst. Was sich bei mir in der Praxis oft als sehr hilfreich in diesem Zusammenhang erweist ist die Frage: Wenn ich dich in einem – in fünf – in zehn – in dreißig Jahren auf der Straße treffe, und dein Leben ist genau so verlaufen, wie du es dir wünschst, was würdest du mir erzählen, wie dein Alltag aussieht? Wo und wie lebst du? Mit wem? Bist du verheiratet oder lebst du überhaupt mit jemandem zusammen? Was und wie arbeitest du? Hast du Kinder? Wie sieht deine Freizeit aus? Wer sind deine Freunde?
Je genauer du dieses Bild für dich selbst ausmalst und immer wieder überprüfst, ob es das ist, was deinen Traum vom Leben ausmacht, desto mehr wirst du ein Gespür dafür entwickeln, was dir wirklich wichtig ist, was auf keinen Fall in deinem Leben fehlen sollte. Leg dir dabei selbst keinen Maulkorb um nach dem Motto: dies geht ja sowieso nicht und jenes auch nicht. Fantasiere einfach ungehemmt. Und dann stell dir die Frage, wie der Mensch beschaffen sein müsste, mit dem du genau diesen Traum verwirklichen könntest, gemeinsam, ohne dass einer von euch beiden dabei auf der Strecke bleibt oder auf seine Lebensziele verzichten müsste. Werde dabei so konkret wie möglich und schau dir die Medaille immer von beiden Seiten an. Möchtest du z. B. eine beruflich erfolgreiche, selbständige Frau an deiner Seite haben? Dann mach dir klar, dass diese vermutlich nicht willens sein wird, in ihrer knapp bemessenen Freizeit deine Socken vom Fußboden zu sammeln und dein Abendessen vorzubereiten, wie Mama das immer gemacht hat. Hättest du gerne einen guten, engagierten Vater für deine Kinder? Dann streich Lebensziel “Mann in Topverdienerposition” besser aus deiner Planung – solche Männer sind in der Regel weniger daheim und wenn, dann nur selten an Legobausteinen interessiert. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht.
Beschränke dich abschließend auf maximal drei bis fünf Aspekte, die dir wirklich wichtig sind, und die dein Partner oder deine Partnerin auf jeden Fall mitbringen sollte. Um das Bild noch konkreter werden zu lassen, kannst du die Übung umdrehen und dich fragen, was in deinem Leben in den nächsten Jahren keinesfalls passieren sollte - und darüber herauskristallisieren, über welche drei bis fünf Eigenschaften oder Verhaltensweisen dein Partner oder deine Partnerin keinesfalls verfügen sollte. Jetzt hast du schon einen recht guten Überblick über deine Prioritäten. Natürlich darfst du weiterhin eine Art „Wunschliste“ im Kopf behalten: Eigenschaften, Verhaltensweisen usw. die zusätzlich wünschenswert und erfreulich wären. Aber denk daran: sie laufen nicht mehr unter „zwingend erforderlich“. Und sind somit auch kein Grund mehr, dauernd am anderen herumzumäkeln, solange er die Basics erfüllt. Wenn er das nicht tut, ist es vielleicht Zeit für grundsätzliche Überlegungen. Ansonsten steck die Zeit und Energie, die du für‘s Kritisieren aufwendest, lieber in andere Dinge - am besten in dich selbst! Das lohnt sich mehr!
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