Schön dank Photoshop - wie die perfekte Frau am Computer entsteht



Dieser Tage fiel mir die Januar-Ausgabe des „Douglas-Magazins“ in die Hände. Cover-Foto: eine Portraitaufnahme von Julianne Moore. Zum Glück stand‘s mit dabei - sonst hätte ich sie nämlich überhaupt nicht erkannt, obwohl ich sie als Schauspielerin sehr gerne mag und daher durchaus weiß, wie sie aussieht! Überhaupt geht mir das in letzter Zeit öfter so, dass auf irgendwelchen Zeitschriften-Titelblättern prominente Frauen abgebildet sind, die ich erst (wenn überhaupt) auf den zweiten oder dritten Blick identifizieren kann. Mit Courteney Cox Arquette (der „Monica“ aus der Serie „Friends“) ging es mir neulich ähnlich. Und dabei ist die eigentlich regelmäßiger Gast auf meinem Bildschirm, weil ich die Serie ultrakomisch finde! Schon ein bisschen erschreckend, wenn ich dann die Bildunterschrift lese und denke: „Wie jetzt? DIE soll das sein?!“

Im „Douglas-Magazin“ gab es auch einen längeren Artikel über Julianne Moore .. und ein paar weitere Portraitaufnahmen von ihr. Auf denen hätte ich sie auf den ersten Blick erkannt! Also riss ich die Seiten raus und legte sie neben das Cover, um herauszufinden, was mich denn so irritierte am Titelbild. Und dann war es ganz einfach zu sehen: beim Bearbeiten des Titelblattes hatte sich wohl wieder mal jemand ziemlich am Photoshop (oder welchem Bildbearbeitungsprogramm auch immer!) ausgetobt. Nix mehr zu sehen von Ms. Moore‘s markanter Nase, Wangenknochen oder ihrem ausgeprägten Kinn! Alles mal kurz abgeschliffen - die Nase eher so Marke Schönheits-OP verkleinert und verschmälert, die Wangenknochen abgeflacht und das Kinn ... naja, davon war auch nicht mehr viel übrig. Das war es, was mir ihr Gesicht so fremd gemacht hatte. Dabei würde ich persönlich behaupten, dass es eigentlich gerade diese Züge an ihr sind, die ihr Gesicht so interessant machen. Das Foto auf dem Titel dagegen sah eher aus, als habe man eine Schaufensterpuppe angemalt und fotografiert. Aber das ist es wohl, das Schönheitsideal der heutigen Modemacher: glatt, ausdruckslos, ohne Kanten und Ecken, sehr kind-fraulich. Absolutely Barbie-like! Mein Mann grinste, als ich ihm den Unterschied zeigte, und meinte: „Tja, so sieht sie doch gleich viel weniger bedrohlich aus, findest du nicht?“

O Gott, wenn sie das schon mit so schönen Frauen machen wie Julianne Moore - kein Wunder, dass unser Schönheitsideal mittlerweile komplett daneben ist! Ich seh‘ ja ein, dass Make-up, Frisur und Beleuchtung stimmen müssen für so ein Foto, und meinetwegen können sie auch den Pickel auf dem rechten Nasenflügel wegretuschieren, wenn‘s denn sein muss - aber das? Am schlimmsten finde ich, dass unterm Strich dann alle allmählich gleich aussehen, die da so abgebildet werden. Die Charakteristika, die ein Gesicht ausmachen, werden so weit entfernt und einer Norm angeglichen, dass es mich mittlerweile nicht mehr wundert, wenn ich nicht sofort erkenne, wer da das Cover ziert. In einem alten Lied von Ferdinand Raimund heißt es: „Das Schicksal setzt den Hobel an / und hobelt alles gleich.“ Mag ja sein, dass das 1834 noch zutraf - heute ist es wohl eher der Layouter, der da „alle gleich hobelt“. Bis zur Ununterscheidbarkeit. Und da sollen junge Mädchen und Frauen noch ein Gefühl für die eigene Schönheit und Besonderheit entwickeln? Wie denn, bitte schön?!

Liebe Schulbehörde, macht doch wenigstens Videos wie das „Evolution“-Video von Dove zum Pflicht-Unterrichtsstoff! Am besten einmal im Monat zwangsvorführen. Damit die armen Leserinnen da draußen zumindest immer wieder daran erinnert werden, dass das, was sie da vor die Nase gesetzt bekommen, genauso aus Plastik ist wie ihre Computermaus und ihr Joystick ...



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