Papa ist die beste Mama - über den Rollentausch bei Eltern



Letzten Monat ist ein neues Buch der Karriereberaterin Svenja Hofert erschienen - und zwar ein sehr persönliches. "Papa ist die Beste Mama" lautet der Titel dieses "Ratgebers zum Rollentausch", in dem sie aktuelle Rahmenbedingungen, Chancen und Schwierigkeiten eines Familienmodells unter die Lupe nimmt, das sie selbst genau so lebt: Papa bleibt zuhause und kümmert sich um den Nachwuchs, Mama macht Karriere und verdient das Geld. So erklärt sie auch den Titel und relativiert seine (zugegebenermaßen etwas provokante) Aussage gleich im Vorwort dahingehend, dass sie dabei natürlich in erster Linie an ihren eigenen Mann gedacht hat, dass ihr aber im Verlauf ihrer Recherche zum Buch viele Männer begegnet sind, für die der Satz ebenfalls zutraf. 

Mir gefällt an dem Buch vieles, vor allem aber, dass es dem neuen Mutterkult, der sich um das Eva-Herman-Lager herum so in den letzten zwei Jahren zu bilden begonnen hat, die Stirn bietet. Ich kriege nämlich Hautausschlag und nervöses Augenzucken angesichts der Schwarz-Weiß-Malerei, die gerade bei uns in Deutschland schon viel zu lange um die Mutterrolle getrieben wurde und wird. Da stilisiert man die Mutter-Kind-Bindung als die allein Seligmachende für die lieben Kleinen hoch (Kinderkrippen erzeugen lauter bindungsunfähige psychische Krüppel!), da werden ellenlange Tiraden über die ach so einzigartigen Fähigkeiten der Frauen beim Thema Kinderbetreuung und -erziehung abgeliefert. Plötzlich soll es (wieder) schick sein, dem Gatten und Familienernährer brav und bieder den Rücken für die Karriere und die Hemden von Falten frei zu halten. Als "natürliche Aufgabenteilung" wird das dann verkauft und flugs mit ein paar evolutionsbiologischen und -psychologischen Theorien untermauert. So was macht mich hummelwitzig! Ganz klar, dass es evolutionäre Entwicklungen und gesellschaftliche Traditionen gibt und immer schon gab. Ganz klar, dass es in der Steinzeit wahrscheinlich sinnvoller war, wenn die Männer sich mit den Mammuts auseinandersetzten und die Frauen lieber Beeren sammelten. Aber jetzt mal ehrlich - an wie vielen Traditionen aus der Steinzeit halten wir denn sonst noch mit derselben Beharrlichkeit fest, wie an der Vorstellung, dass Papa der (Fleisch-)Lieferant und Mama die Kindsversorgerin sein müsse? Mir fällt keine ein. 

Trotz seines eher optimistischen Grundtons hinsichtlich eines erfolgreichen Rollentauschs von Mann und Frau verliert das Buch aber auch nicht die Realität unserer heutigen Gesellschaft und die Schwierigkeiten aus den Augen, denen sich ein Mann und auch die dazugehörige Frau stellen müssen, wenn sie sich dafür entscheiden, alles anders zu machen als die große Mehrheit. Das beginnt bei abschätzigen Reaktionen aus dem Freundes- und Kollegenkreis (die Stichworte "Pamperspraktikum" oder "Windelvolontariat" sind da deutliche Stimmungsbarometer), geht weiter über ganz persönliche Paar-Konfliktherde wie unterschiedliche Vorstellungen zu Kindererziehung und Haushaltsführung und hört bei den (immer noch) haarsträubenden Rahmenbedingungen, die unsere Gesellschaft in puncto Kinderbetreuung und Berufsrückkehr "auszeichnen" noch lange nicht auf. Ganz praktisch und nüchtern beantwortet das Buch wichtige Fragen zu diesen Themenbereichen, portraitiert die Angebote familienfreundlicher Unternehmen (wie z. B. BASF oder Commerzbank) kurz und geht auch auf rechtliche Aspekte des Alternativmodells ein, z. B. gegenseitige Versorgungsansprüche bei Trennung und Scheidung, Hausmannrechtsprechung (doch, doch, so was gibt's!) Unterhaltsfragen und dergleichen. Also alles sehr bodenständig und keineswegs blauäugig und rosarot. Was ich vor allem deshalb gut finde, weil ich selbst eine ältere Schwester habe, die mit ihrem Mann genau dieses Familienmodell mittlerweile seit ewigen Zeiten so lebt (die eigenen Kinder sind zwar längst aus dem Haus, aber weil Papa das bei denen so gut gemanagt hat, sind an ihre Stelle mittlerweile Pflegekinder aus Problemfamilien getreten).

Ich durfte also (gesellschaftliche und familiäre) Ressentiments genauso wie praktische und finanzielle Probleme sozusagen aus nächster Nähe mit studieren und hätte deshalb keiner Autorin geglaubt, die mir diesen Rollentausch als zuverlässigen Weg zum Heil aller hätte verkaufen wollen. Aber als gute, individuell öfter als angenommen sogar bessere und auf jeden Fall überlegenswerte Alternative - das auf jeden Fall! Das Buch ist auch geeignet als Hilfe zur Entscheidungsfindung für alle Paare, die sich noch nicht ganz im Klaren darüber sind, wie das denn nun bei ihnen laufen soll. Es gibt nämlich neben Tipps und Ratschlägen in dem Buch auch zwei Absätze, die zur Klärung eigener und partnerschaftlicher Wertvorstellungen wirklich nützlich sein können: einmal einer, der hilft, sich der Frage nach der ganz persönlichen idealen Lebensform anzunähern, und dann der ausführliche Test zu den Reiss-Lebensmotiven (den Egoload-Leser schon aus meinem Blog-Beitrag "Kennst du deine Lebensmotive" kennen dürften. Wer da ehrlich zu sich (und zu seinem Partner!) ist, kann so einiges für sich herausfinden. Und hat nach der Lektüre auch ziemlich realistische Vorstellungen davon, was beide Partner zu erwarten haben, sollten sie diesen Weg wählen. 

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