Von Katzen fürs Leben lernen



Seit wir hier auf Gran Canaria wohnen, haben mein Mann und ich ein Katzenschutzprojekt ins Leben gerufen. Selbst hatten wir ja schon immer Katzen, hier kümmern wir uns aber auch um heimatlose Katzen, denen wir ein Zuhause suchen, oder um Katzenkolonien, die auf der Straße leben. Ich habe also heute mehr denn je Katzen um mich herum, und je mehr ich mit ihnen zu tun habe, desto öfter denke ich, dass wir Menschen viel von ihnen fürs Leben lernen können. Zum einen durch „Modelllernen“, wie das in der Psychologie heißt (also durch Nachahmung) und zum anderen durch die Interaktion mit ihnen, die uns - wenn wir uns wirklich auf sie einlassen - jede Menge Entwicklungschancen für unsere eigene Persönlichkeit bietet.

Zu hoch gegriffen? Na, mal sehen. Fangen wir doch mit den Dingen an, die wir uns bei Katzen abschauen können:

Geduld und Beharrungsvermögen

Hast du schon mal einer Katze beim Jagen zugeschaut? Wenn wir Menschen - proportional gesehen - auch nur halb so viel Geduld, Beharrungsvermögen und Konzentration in unsere Ziele investieren würden wie eine Katze, die vor einem Mauseloch lauert, würde der Großteil von uns vermutlich ein erheblich erfolgreicheres Leben führen. Bis zu dreißig Minuten (!) verharren Katzen völlig bewegungslos (gut, die Schwanzspitze nehmen wir davon aus!), wenn sie eine Beute anvisiert haben. Und sie schnappen auch nicht ein, wenn es nicht klappt oder grübeln, wer jetzt dran schuld ist, dass die Maus nicht aufgetaucht ist .... Sie starten einfach den nächsten Versuch und irgendwann haben sie Erfolg.

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Selbstfürsorge

Bei dem Stichwort fällt mir natürlich als erstes die Fellpflege ein, die Katzen so gern und ausdauernd betreiben. Bis zu dreieinhalb Stunden täglich verbringen sie mit Putzen. (Und ich creme mich oft genug nach dem Duschen nicht mal anständig ein, weil ich‘s schon wieder eilig habe). Um die 15 Stunden täglich schlafen Katzen. (Da müssen wir mit dem Vergleichen besser gar nicht anfangen.) Sie haben es einfach drauf, sich für Dinge, die für ihr körperliches Wohlbefinden wichtig sind, die nötige Zeit zu nehmen. Eine Katze, die - wie das weiße Kaninchen in Lewis Carolls „Alice im Wunderland“ - dauernd auf die Uhr schaut und erschrocken ausruft: „Ich komme zu spät, ich komme zu spät!“, kann man sich nicht vorstellen.

Aber auch ansonsten gehen Katzen in Sachen Selbstfürsorge keine Kompromisse ein, zumindest wenn man ihnen die Wahl lässt. Fast jeder Katzenhalter kennt Geschichten von Freigänger-Katzen, die sich, weil sie mit ihrem bisherigen Domizil in irgendeiner Hinsicht nicht 100% zufrieden waren, einfach eine neue Unterkunft in der Nachbarschaft gesucht haben. Und das betrifft keineswegs nur oder in erster Linie Katzen, die von ihren Haltern schlecht oder gar nicht versorgt wurden! Da kann es auch einfach um Fragen der Kategorie „Whiskas vs. Sheba“ gehen. Oder die nette Oma drei Straßen weiter ist halt den ganzen Tag zuhause und Streicheleinheiten und Türöffnerdienst sind deshalb jederzeit verfügbar, während die bisherigen Dosen- und Türöffner dummerweise tagsüber zur Arbeit müssen und deswegen in der Servicekonkurrenz abgeschlagen auf den Plätzen landen. Das Bessere ist halt der Feind des Guten. Katzen würden sowieso nie dort bleiben, wo man sie schlecht behandelt. Sie sind durchaus loyal, anhänglich und treu ihren Menschen gegenüber (jeder, der dies anzweifelt, hatte sicher noch nie eine Katze!), aber ihre Treue ist keine hündisch-ergebene, sklavisch-kritiklose, sondern eine, die man sich verdienen muss - und die einem gegebenenfalls auch wieder entzogen werden kann. Noch der schlimmste Halter wird von seinem Hund geradezu angebetet; so etwas passiert einem als Katzenhalter nicht. Fühlt sich die Katze wohl, bleibt sie gerne bei einem, und man darf sich geehrt fühlen. Wenn nicht ... dann geht sie eben. (Übrigens auch ein Aspekt, der beim Thema„Persönlichkeitsentwicklung durch Katzenhaltung“ gleich noch mal zur Sprache kommen wird!)

Katzen wissen ziemlich genau, was sie wollen und wie sie es bekommen - und eben auch nicht. Im Zweifel stellen sie sich eben morgens um fünf so lange aufs Bett und miauen ihrem Halter ins Ohr (ich frag mich immer, woher sie wissen, wo ich höre?), bis sie Frühstück bekommen. Überhaupt: miauen! Katzen miauen, das hat eine Studie der Universität von Sussex zeigen können, wenn sie etwas von ihren Menschen wollen (Futter, Liebe, sonstiges) gezielt auf eine ganz besondere, hochfrequente Art. Mit 300 bis 600 Hertz ist dieses Miauen dem Schreien eines hungrigen Menschenbabys sehr ähnlich - und löst bei den Besitzern deswegen unbewusst einen Helfer-Reflex aus. Clever, oder? Dieses Miauen setzen sie nur zu diesen Anlässen ein, und wild lebende Katzen ohne Menschenkontakt miauen überhaupt nie auf diese Weise!

Naja, ich würde jetzt nicht empfehlen, dass frau ab sofort, um den Gatten zum Müllraustragen zu bewegen, ebenfalls hochfrequent zu miauen beginnt - aber ein bisschen was von der sanft-sturköpfigen Durchsetzungskraft der Samtpfoten, wenn es um ihre eigenen Bedürfnisse geht, könnte vielen Menschen, die häufig zu schnell zurückstecken (vor allem Frauen!), nicht schaden!

Spielfreude

Katzen bleiben ihr Leben lang immer ein bisschen Katzenbaby. Meine sehr geliebte, leider längst verstorbene Katze Chin-Chin pflegte noch mit neunzehn Jahren und trotz diverser Alterszipperlein bis kurz vor ihrem Tod plötzliche Spielattacken zu erleiden, bei denen sie sich dann benahm wie ein ganz kleines Kätzchen. Bällchen herumschussern, Spielzeugmäuschen fangen oder dem roten Laserpointer hinterher jagen war dann ihr größter Spaß. Noch so etwas, was wir Menschen in unserem hektischen Alltag gerne vergessen: mit unserem inneren Kind in Kontakt zu bleiben und ihm immer wieder mal genügend Raum für sinnfreies, selbstversunkenes Spiel zu lassen, statt dauernd von Pflichten zu Pflichten zu hetzen. Eine ganz wichtige Energiequelle!

A propos spielen: Es gibt ja viele Menschen, die Katzen abfällig als „grausam“ bezeichnen, weil sie die Angewohnheit haben, oft noch etwas mit ihren Beutetieren zu spielen, bevor sie sie endgültig töten. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Katzen sind Tiere, und Tiere haben keine Moralvorstellungen wie wir Menschen, also kann man sie auch nicht mit solchen messen. Eine Katze hat keine Ahnung davon, ob und wie sie ihr Beutetier „quält“, wenn sie vor seinem Ende noch ein bisschen mit ihm herumspielt. Dazu wären kognitive Fähigkeiten erforderlich, wie sie - soweit wir wissen - in der Evolution bisher nur der Mensch entwickelt hat. Wenn eine Katze eine gefangene Maus absichtlich noch mal entkommen lässt, sie wieder einfängt und wieder entkommen lässt, dann ist das nichts anderes als ein weiteres Zeichen ihrer Spielfreude. Und viele Katzen sind richtig enttäuscht, wenn die Maus sich dann irgendwann nicht mehr bewegt - wie ein Kind, dessen Lieblingsspielzeug plötzlich kaputt gegangen ist. Zu unterstellen, die Katze müsse unterscheiden, ob sie da mit einem Tischtennisbällchen herumtobt (dem das natürlich nicht weh tut) oder mit einem Lebewesen, das Schmerzen und Angst dabei erleidet, ist unfair. Das kann sie nicht. Sie will einfach nur spielen. Und das ist ihr so wichtig, dass sie im Zweifel sogar ihr Mittagessen dafür riskiert - gar nicht so selten passiert es nämlich, dass die dafür vorgesehene Beute in dem Prozess tatsächlich ihre Chance nutzen und endgültig entwischen kann.

Eigenständigkeit

Der amerikanische Biologe Dennis Turner erklärt im Interview mit der Zeitschrift „stern“: „Die Katze wurde vor 6000 Jahren bei den Altägyptern domestiziert. Aber sie ist noch immer sehr natürlich. Denn im Gegensatz zum Hund wurde sie nur nach Aussehen selektioniert. Nicht nach Verhaltensunterschieden und Charakter. Systematisch gezüchtet werden Katzen sogar erst seit 170 Jahren. Deswegen zeigen sie mehr Individualverhalten als Hunde.“

Davon kann wohl jeder Katzenbesitzer ein Lied singen! Jede Katze ist eine einzigartige Persönlichkeit, und Katzen zu erziehen oder gar zu dressieren, ist erheblich schwieriger als Hunde zu erziehen. Bei Hunden reicht da ein Leckerli und ein energischer Ton - so simpel funktionieren Katzen bei weitem nicht! Katzen haben einen kleinen Dickkopf und - wie in anderen Dingen auch - ziemlich klare Vorstellungen davon, was sie tun wollen und was nicht. Irgendetwas apportieren, was Frauchen zu diesem Zweck durch die Gegend wirft? Auf gar keinen Fall! Hol‘s dir doch selber wieder, Frauchen, du hast es ja auch selbst weggeworfen! Gelegentlich aus eigenem Antrieb eine erlegte Eidechse auf der Türmatte ablegen, um Frauchen eine Freude zu machen? Durchaus. Katzen binden sich sehr eng an „ihre“ Menschen, aber sie bewahren sich immer ihre Individualität dabei. Sie verbiegen sich nicht, um geliebt zu werden. Das heißt nicht, dass sie nicht gern geliebt werden, ganz im Gegenteil. Aber sie geben sich - anders als Hunde - keine Mühe, sich diese Liebe gezielt zu verdienen. Und sind damit eigentlich perfekte Vorbilder dafür, wie echte Liebe eigentlich sein sollte: unbedingt und freiwillig. Nicht geknüpft an erwünschte Verhaltensweisen, nicht großzügig gewährt als Belohnung für Gehorsam („Mach schön Sitz! So ist er brav!“), sondern losgelöst davon nur um sich selbst willen.

Katzen lieben ihre Besitzer nicht nach der unguten Devise: „Ich liebe dich, weil ich dich brauche.“ Natürlich wissen sie es sehr zu schätzen, wenn man ihnen das Futter hinstellt und das Katzenklo sauber hält. Aber wer jemals seinen Stubentiger dabei beobachtet hat, wie dieser blitzschnell ein kleines Beutetier erlegt (und sei es nur ein Nachtfalter, der sich in die Wohnung verirrt hat), der ahnt: in jeder Katze steckt immer noch das Wildtier, das sich in der Not ohne weiteres auch alleine durchschlagen könnte. Futter spielt eine große Rolle bei der Vertrauensbildung zwischen Katze und Mensch, keine Frage, aber es geht den Katzen beileibe nicht nur darum. Sie sind einfach gern mit uns zusammen, auch wenn sie eigentlich nicht auf uns angewiesen sind.

Sehr hübsch illustriert das dieses Video über den Kater Kodi, aufgenommen mit einer fest installierten Kamera in der Wohnung. Der Besitzer von Kodi verlässt die Wohnung, Kodi bleibt allein zurück. Er hat alles, was er braucht: eine volle Futterschüssel, ein sauberes Katzenklo, seine Spielsachen. Trotzdem fängt er nahezu sofort an zu maunzen und - das sieht selbst ein Nicht-Katzenfan ohne Brille - nach seinem Herrchen zu suchen. Er vermisst ihn offensichtlich. Kodi jammert 45 Minuten lang vor sich hin, weil er sich einsam fühlt (keine Sorge, das Video dauert nicht so lange!), fängt aber sofort zufrieden zu schnurren an, als Herrchen wieder daheim ist und ihn auf den Arm nimmt. Nur Dosenöffner? Wohl eher nicht. Katzen binden sich emotional an uns, aber nicht aus (praktischer) Bedürftigkeit heraus, sondern freiwillig. Sie lassen sich ihre Zuneigung nicht abkaufen.

Kommen wir jetzt noch zu den beiden wichtigen Dingen, die wir von Katzen lernen können, indem wir mit ihnen interagieren:

If you love something, set it free

Wer schon einmal versucht hat, sich mit einer (noch) scheuen Katze anzufreunden, lernt es ganz fix: Lauf ihr hinterher, versuche, sie festzuhalten - du hast keine Chance. Der einzige Weg, ihr Vertrauen zu gewinnen, besteht darin, ihr jederzeit die freie Wahl zu lassen. Ihr ein Angebot zu machen: Hier bin ich, ich möchte dich gern kennenlernen. Und dann abzuwarten, wie sie sich entscheidet. Geduldig, ohne Druck zu machen. Respektvoll und vorsichtig, nicht stürmisch-besitzergreifend. Auf sie und ihre Signale einzugehen, statt umgekehrt zu erwarten, dass sie auf meine eingeht. Ihr die Regie zu überlassen, statt sie dominieren zu wollen. Mit ihnen muss man eine freundschaftliche Partnerschaft auf Augenhöhe aufbauen, sonst funktioniert es nicht.

Ich glaube, in erster Linie handelt es sich bei Menschen, die sagen, sie würden Hunde lieben und Katzen hassen, um ziemlich narzisstische Menschen, die mit genau dieser Situation nicht umgehen können. Eine Katze kann man sich nicht untertan machen, wie man das bei einem Hund kann. Um sie muss man werben, sie erobern, und wenn sie einen zum Freund erwählt, kann man sich geschmeichelt fühlen. Sich einen Hund (es sei denn, es handelt sich um ein schwer traumatisiertes Tier) zum Freund zu machen, ist dagegen ein Klacks. Normale Hunde sind ständig auf der Suche nach der Freundschaft des Menschen und hoch begeistert, wenn sie neue Kontakte knüpfen können. Katzen nicht. Sie bewahren sich auch in der engsten Freundschaft mit uns ihre Geheimnisse. Hunde sind wie ein offenes Buch im Vergleich dazu.

Das muss man erst mal aushalten können, dass in der Beziehung das Tier die Regeln vorgibt, nicht ich! Wenn ich nach Hause komme, kann ich immer damit rechnen, dass mein Hund sich vor Begeisterung überschlägt. Ich will schmusen? Aber ja doch, Waldi ist jederzeit einverstanden! Ich will meine Ruhe? Auch kein Problem, dann lässt er sich halt in sein Körbchen schicken. Versuch das mal mit einer Katze! Da wird geschmust, wenn sie Lust hat, und wenn es ihr reicht oder sie gerade nicht in Stimmung ist und man übersieht das entsprechende Signal, dann kann man im Zweifel Pflaster suchen gehen, denn dann wird sie deutlich! Und ins Körbchen schicken, wenn man seine Ruhe, Mieze aber gerade spielen will? Viel Erfolg bei dem Versuch! Dann legt sie sich eben auf die Zeitung oder den iPad oder was sonst zwischen ihr und der Aufmerksamkeit von Frauchen oder Herrchen steht.

Katzenliebhaber wissen genau diese Eigenwilligkeit und Freiheitsliebe von Katzen zu schätzen - und tolerieren sie, ohne sich dadurch gekränkt oder zurückgewiesen zu fühlen. Sie haben verinnerlicht, was Osho so schön formuliert hat: „Wenn du eine Blume liebst, dann pflück sie nicht ab. Denn wenn du sie abpflückst, stirbt sie und ist nicht mehr das, was du zuvor geliebt hast. Wenn du eine Blume liebst, lass sie einfach sein. Liebe bedeutet nicht, etwas zu besitzen. Liebe bedeutet, etwas wertzuschätzen.“ Schöner kann man die eigentliche Essenz von Liebe in meinen Augen nicht zusammenfassen. Sei, wie du bist, denn dafür liebe ich dich. Nicht: Sei, wie ich dich haben will, dann liebe ich dich dafür. Da könnte sich manche menschliche Partnerschaft eine Scheibe davon abschneiden ....

Sensibilität gegenüber anderen

Katzen sind enorm sensible Tiere und hoch empfindlich für die Stimmungen „ihres“ Menschen. Frage ruhig mal Katzenhalter - nahezu jeder wird dir erzählen, dass seine Katze genau weiß, ob er glücklich oder traurig ist und sich entsprechend anders ihm gegenüber verhält. Meine Katzen beispielsweise wissen genau, ob ich mich tagsüber ins Bett lege, weil ich gerade faul bin oder weil ich mich krank fühle. Im letzteren Fall sind sie sofort zur Stelle und halten abwechselnd Wache bei mir. Im ersteren Fall lassen sie sich nicht stören und gehen weiter ihren Tagesgeschäften nach. Perfektioniert hat diese Sensibilität für die menschliche Befindlichkeit offenbar der Kater Oscar aus dem US-amerikanischen Pflegeheim Steere House in Rhode Island, der vor einigen Jahren deshalb auch durch die Medien geisterte: Er legt sich mit traumwandlerischer Sicherheit immer zu den Patienten, deren Tod innerhalb weniger Stunden bevorsteht. Oscar ist in seinen „Diagnosen“ dabei treffsicherer als die Ärzte vor Ort und irrt sich nie. Wie er das genau macht, ist unklar, und auch, warum eigentlich, denn ansonsten beschreibt das Pflegepersonal ihn eher als distanzierten und nicht übermäßig an Menschenkontakt interessierten Kater. Aber wenn es darauf ankommt, ist Oscar zuverlässig da.

Umgekehrt verlangt die Katzenhaltung aber auch den Menschen mehr Sensibilität ab als die Hundehaltung (wobei ich damit natürlich nicht sagen will, dass man Hunde unsensibel behandeln sollte, bitte!). Erstens sind die Körpersignale von Hunden für uns Menschen schlicht leichter zu deuten als die von Katzen. Dennis Turner erklärt dazu: „Der Hund wurde seit je selektioniert, um mit uns Menschen zu kommunizieren. Die Katze nicht. Also müssen wir lernen, mit ihr umzugehen.“ Zweitens sind Hunde weit großzügiger darin, eventuelles Fehlverhalten ihrer Halter aufgrund falscher Interpretationen zu tolerieren als Katzen. Oder überhaupt irgendwelches Fehlverhalten. Tritt mal deinem Hund versehentlich auf die Pfote - er quietscht, ist aber sicher sofort bereit, dir schwanzwedelnd zu verzeihen, wenn du dich entschuldigst. Er wird sich auch umstandslos und augenblicklich ein Loch in den Bauch freuen, wenn du nach zweiwöchiger urlaubsbedingter Abwesenheit wieder auftauchst, um ihn aus seinem Ferienquartier abzuholen.

Probiere dasselbe mal mit einer Katze - da kannst du mit völlig anderen Reaktionen rechnen! Für einmal versehentlich Treten kannst du da leicht zwei Tage in Acht und Bann geschickt werden, und über die Urlaubssache reden wir am besten gar nicht, da sind die Miezen nämlich ausgesprochen wenig verhandlungsbereit. Katzen „erziehen“ uns daher sehr viel stärker als Hunde dazu, jederzeit sorgfältig auf sie und ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten zu achten; Nachlässigkeit oder mangelnde Aufmerksamkeit in diesem Punkt wird sofort geahndet. Auch so etwas, wovon so manche menschliche Partnerschaft durchaus profitieren könnte, wie ich finde ...

Ordnung und Zuverlässigkeit

Ja, okay, man kann über den Wert dieser Charaktertugenden natürlich geteilter Meinung sein. Als „Kopfnoten“ im Zeugnis früher waren sie nie sonderlich beliebt. Aber es gibt durchaus Bereiche im Leben, wo sie einem sehr nützlich sein können. Und wenn man sie nicht als Besitzer einer Katze lernt, dann lernt man sie wirklich nie! Die Herzchen sind sehr, sehr anspruchsvoll, was Reinlichkeit, Ordnung und Struktur angeht. Keine Lust, das Katzenklo sauber zu machen, das reicht morgen auch noch? So was macht man einmal, dann weiß man, dass es viel weniger Arbeit bedeutet, es gleich zu erledigen, statt dann am nächsten Morgen nicht nur das Katzenklo, sondern auch Miezes ungehaltenen Kommentar ob des mangelnden Services (in Form einer festen und/oder flüssigen Hinterlassenschaft an ungeeigneter Stelle, im besten Fall noch direkt vor dem Katzenklo, im schlechtesten Falle im Halterbett oder auf dem Sofa) sauber machen zu müssen. Länger unterwegs gewesen und das Abendessen für Mieze nicht rechtzeitig serviert? Ganz schlecht - kann mit Magenverstimmung und Futterverweigerung bis zu zwei Tagen bestraft werden (seitens der Katze, will das heißen). Gut, man muss es vielleicht nicht ganz so weit treiben wie Karl Lagerfeld mit seiner Katze Choupette, die dem Vernehmen nach zwei eigene Angestellte besitzt, die für ihr Wohl zu sorgen haben (angefangen von einer täglichen Auswahl verschiedener Katzenmenüs, regelmäßiges Fellbürsten und natürlich genauer Dokumentation ihres Tagesablaufs, damit Herrchen am Abend en detail informiert werden kann). Aber rumtrödeln beim Service kann man auch als normaler Katzenhalter nicht. „Do it today, or later you‘ll pay!“ ist eine Weisheit, die man in dieser Rolle ganz fix verinnerlicht - und die einem dann in anderen Kontexten durchaus auch mal hilfreich werden kann. Keine Chance für Prokrastinierer!

Mit Ordnung und Zuverlässigkeit ist auch gemeint, dass Katzen Veränderungen aller Art und Störungen der Routine abgrundtief hassen. Auch das lernt man als Katzenhalter ziemlich rasch. Einfach mal eben zu IKEA fahren und dann anschließend ungehemmt alle Möbel umstellen? Nicht, wenn man in Frieden mit einer Mieze zusammenleben will. Am Wochenende bis in die Puppen schlafen, statt wie an Arbeitstagen üblich das Katzenfrühstück um sieben zu servieren? Träum weiter. Ungestraft Wollpullover oder empfindliche Seidenschals herumliegen lassen? Ja, schon, aber nur einmal - danach kann man sie dann gleich in den Altkleidersack stopfen und spart sich die Wäsche. „Wo du es hergenommen / da trag es wieder hin!“ - diese Aufforderung aus dem „Riesenspielzeug“-Gedicht von Adalbert von Chamisso steht ebenfalls ganz groß auf der Lernliste von Katzenbesitzern. Ach ja, und Humor natürlich! Den entwickelt man am besten zeitig, denn ansonsten verzweifelt man vermutlich irgendwann an der Unberechenbarkeit seines Lieblings ....

Die Liste von Dingen, die wir Menschen von Katzen lernen können, ließe sich vermutlich noch lange fortsetzen, aber ich denke, ich belasse es dabei. In gewisser Weise, das ist bestimmt deutlich geworden, sind Katzen hervorragende Persönlichkeits-Coaches. Sie können uns in der Tat zu besseren, toleranteren, netteren und aufmerksameren Menschen machen, als wir es vorher waren. Wenn wir es ihnen erlauben.

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