Meine Beziehung steckt in der Krise! - Wie finde ich einen Paartherapeuten?



Erst mal herzlichen Glückwunsch, wenn du/ihr euch zu diesem Schritt durchgerungen habt! Das ist heute hierzulande leider immer noch nicht selbstverständlich - schade eigentlich, denn ich bin überzeugt davon, dass sich viele Beziehungsprobleme mit der Hilfe eines außenstehenden Dritten gut lösen lassen oder zumindest ein besserer Umgang damit erreicht werden kann. Destruktive Streitmuster, Unzufriedenheit mit der gemeinsamen Sexualität, unterschiedliche Lebensentwürfe der Partner (z. B. die Frage nach Kindern oder nicht) oder das Thema Seitensprung können oft sehr gut in Paartherapien bearbeitet werden. Wichtig ist, dass ihr beide zu der Paartherapie bereit seid (und nicht einer von euch nur widerwillig mitgeht). Nachstehend findest du Tipps, wie ihr jetzt am besten vorgehen könnt.

Eine kostengünstige Alternative bei der Suche nach einem Paartherapeuten sind häufig Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen. Sie werden in den meisten größeren Städten von verschiedenen Trägern oder auch von der Stadt aus angeboten - manche sind konfessionell gebunden (z. B. Caritas oder Diakonie), andere nicht (z. B. Pro Familia). Ihre Adressen findest du meist in deinem ganz normalen Telefonbuch (am besten mal unter dem Stichwort „Stadt“ oder auch unter den Namen von möglichen Trägern nachschauen). Manchmal sind sie auch in den Gelben Seiten unter dem Stichwort „Beratung“ eingetragen. Oder du gibst „Ehe-, Familien- und Lebensfragen“ bei Google ein und siehst nach, ob in der erscheinenden Liste ein Angebot in deiner Nähe zu finden ist. Die Beratung bei diesen Stellen erfolgt meist durch PsychologInnen oder entsprechend ausgebildeten SozialpädagogInnen. Sie ist oft kostenlos; wenn ein Beitrag verlangt wird, richtet er sich nach deinem Einkommen und ist niedriger als bei selbständigen Therapeuten. Der Nachteil: diese Stellen sind leider oft sehr überlaufen und man bekommt nur selten kurzfristig einen Termin. Dennoch ist es auf jeden Fall einen Versuch wert, vor allem dann, wenn die Probleme bei dir in der Beziehung noch nicht sehr dramatisch sind und es auf eine gewisse Wartezeit nicht so sehr ankommt. Schließlich kannst du so eventuell eine Menge Geld sparen. Natürlich kannst du dich auch an selbständige Therapeuten wenden; hier bekommst du oft auch relativ schnell einen Termin. Der Nachteil bei dieser Variante: du musst die Kosten für die Paartherapie selbst tragen, da Beziehungsprobleme bei den Krankenkassen nicht als „krankheitsrelevante Störung“ gelten und solche Therapien daher nicht finanziert werden.

Manche Therapeuten, die mit den Kassen abrechnen können, bieten im Rahmen von Einzeltherapien zwar mal das eine oder andere gemeinsame Gespräch mit dem Partner an; eine komplette Paartherapie aber können sie nicht bei den Kassen geltend machen. Je nach Region und Therapeut kommen dabei ungefähr zwischen 60,- und 90,- € pro Therapiestunde auf dich zu. Die Abstände zwischen den Gesprächen können aber frei gewählt werden, so dass man über diese Variable die Kosten ganz gut im Griff halten kann. Entgegen einer häufigen Annahme sind hochfrequente Therapien mit kurzen Abständen zwischen den Sitzungen in vielen Fällen gar nicht sonderlich sinnvoll. Besser ist es, der Therapeut gibt im Gespräch einige Anstöße, erarbeitet z. B. Regeln oder neue Verhaltens- und Kommunikationsmuster mit dem Paar - und dann geht man erst mal nach Hause und probiert in Ruhe zwei, drei, vier Wochen aus, ob sich dadurch etwas an den Problemen verändert.

Bei der Auswahl des Therapeuten oder der Therapeutin gelten ansonsten die gleichen Regeln wie bei der Suche nach einem Therapeuten für eine Einzeltherapie (s. auch mein Artikel "Zum Psychologen? Ich bin doch nicht verrückt!"): Achte darauf, dass die Chemie stimmt - und zwar für dich ebenso wie für deinen Partner. Nur, wenn ihr beide das Gefühl habt, dass ihr euch bei diesem Menschen wohl fühlt, besteht die Chance auf ein erfolgreiches Arbeiten. Hat nur einer von euch den Eindruck, sich diesem Therapeuten nicht öffnen zu können oder der Therapeut sei parteiisch, ist das Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Dann sitzt ihr da nur eure Zeit ab und verschwendet euer Geld. Es ist also ganz wichtig, dass ihr nach einem ersten Gespräch ehrlich miteinander klärt, ob ihr für euch beide den oder die Richtige/n gefunden habt. Im Zweifel lieber ein bisschen länger suchen! Möglicherweise solltet ihr auch schon vorab darüber diskutieren, ob es Präferenzen hinsichtlich des Geschlechts des Therapeuten bei einem oder beiden von euch gibt und diese dann berücksichtigen. Könnt ihr euch da gar nicht einigen oder wollt ihr das Risiko, dass sich einer von euch beiden von einem gegengeschlechtlichen Therapeuten unverstanden fühlt, nicht eingehen, dann sucht nach Praxen, in denen zwei Therapeuten unterschiedlichen Geschlechts Therapie „im Doppelpack“ anbieten. Die gibt es - natürlich wird die Sache dann etwas teurer, aber oft entsteht durch dieses Setting auch eine besonders effektive Arbeitsatmosphäre.

Hinsichtlich der Qualifikation solltet ihr eine/n Diplom-PsychologIn wählen, der oder die eine Zusatzausbildung als PaartherapeutIn vorweisen kann. Damit habt ihr hinsichtlich des Mindeststandards eine gewisse Sicherheit. Das soll aber nicht heißen, dass es nicht ausgezeichnete Paartherapeuten gibt, die keine Psychologen sind - Dr. Hans Jellouschek zum Beispiel, einer der bekanntesten Paartherapeuten Deutschlands überhaupt und Autor zahlreicher Bücher ist von Haus aus eigentlich Theologe! Auch manche Sozialpädagogen sind in Paartherapie weitergebildet und bieten sie in freier Praxis an.

Möchtest du dich an einen Psychologen wenden, findest du unter P. Hier kannst du nach Postleitzahlen sortiert suchen - gib als Zielgruppe „Paare“ ein! Wenn du möchtest, kannst du auch noch weitere Suchkriterien anklicken (z. B. Behandlung in Fremdsprache oder behindertengerechte Praxis). Auch bei therapie.de kannst du eine solche Suche nach Therapeuten durchführen. Gib hier ebenfalls die gewünschte Postleitzahl der Region ein und wähle unter „worum geht es?“ die Option „Paare - Familien“. Hast du spezielle Wünsche, kannst du die Therapeutensuche auch nach Verfahren geordnet einschränken (z. B. gezielt nach systemischen oder analytischen Therapeuten suchen). Die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung bietet ebenfalls eine Online-Suche nach Psychologischen Psychotherapeuten an (zur Erinnerung: das sind diejenigen Therapeuten, die nach den Richtlinienverfahren der gesetzlichen Krankenkassen behandeln und daher über eine entsprechende Approbation verfügen - Details dazu kannst du ebenfalls unter "Zum Psychologen? Ich bin doch nicht verrückt!" nachlesen). Sie können zwar, wie oben erklärt, die Kosten für eine Paartherapie trotzdem nicht mit den Kassen abrechnen, aber du hast bei denjenigen unter ihnen, die neben Einzel- auch Paartherapien anbieten, eine hohe Sicherheit hinsichtlich ihrer Qualifikation, da ihre Ausbildung strengen Regeln folgt. Hier kannst du direkt nach solchen Therapeuten suchen - am besten nach Postleitzahl - und dann unter „Details“ nachschauen, ob sie auch Paartherapien im Angebot haben. Und sollte noch immer nichts für dich/euch dabei sein, dann kannst du es noch auf Therapeuten.de versuchen - ebenfalls eine umfangreiche Therapeutenliste, in der man nach Postleitzahlen suchen kann.

Eine neuere Möglichkeit, die sich seit einiger Zeit im Netz findet, ist eine Paartherapie online. Diese Variante wird im Rahmen des Projekts Theratalk der Georg-August-Universität Göttingen angeboten. In vier Stufen findest du hier Unterstützung: zunächst mal einen Video-Podcast, der über Ergebnisse der Partnerschaftsforschung informiert und dann noch verschiedene Partnerschaftstests, mit denen du/ihr die Qualität eurer Beziehung noch einmal hinterfragen könnt. Bis hierhin sind die Angebote kostenlos. Die dritte Stufe beinhaltet so genannte Ressourcen-Aktivierungs-Module zu unterschiedlichen Themen. Hier füllen beide Partner Fragebögen aus und bekommen Auswertungen und Tipps auf dieser Basis zugeschickt - Kostenpunkt: 25,- pro Modul und Paar. Auf der vierten Stufe werden ein Online-Kommunikationstraining oder auch eine Online-Paartherapie angeboten (beide kosten pro Woche 130,- €). Nach Angaben des Instituts ist die Wirksamkeit einer solchen Therapie ebenso hoch wie bei einer „klassischen“ Paartherapie von Angesicht zu Angesicht. Sollte dich diese Variante ansprechen, kannst du dir also auch dieses Angebot einmal genauer anschauen; da es wissenschaftlich ausgerichtet ist und begleitet wird, kannst du auf seine Seriosität bauen. Beim Surfen durchs Netz findest du unter dem Stichwort „Paartherapie online“ auch noch andere solche Dienstleister - hier gilt es dann wieder, jeweils etwas genauer hinsichtlich deren Qualifikation zu prüfen.

So, das war ein Überblick über die Möglichkeiten, die euch in Sachen Paartherapie hierzulande derzeit zur Verfügung stehen. Wichtig ist, dass ihr ein für euch beide passendes und natürlich auch finanzierbares Modell heraussucht - ich hoffe, es ist etwas dabei! Sind die kostenfreien Angebote nicht nach eurem Geschmack oder sind euch die dabei entstehenden Wartezeiten zu lang, lasst euch von dem Gedanken daran, Geld für eine Therapie auszugeben, bitte nicht abschrecken! Eine einigermaßen verbindliche Beziehung aufzulösen kostet in der Regel erheblich mehr als eine Paartherapie, bei der oft nach relativ kurzer Zeit schon erste deutliche Verbesserungen spürbar werden. Allein die Umzugskosten, wenn man eine gemeinsame Wohnung aufgeben und zwei neue suchen und ausstatten muss; von Gerichts- und Anwaltskosten (falls ihr verheiratet seid) gar nicht zu reden! Die größten Kosten sind aber meist nicht-materieller Art: nämlich die emotionalen Folgen für beide Partner und - falls vorhanden - die gemeinsamen Kinder. Die kann man gar nicht hoch genug veranschlagen. Und wenn ihr euch das mal klar macht, dann wird der finanzielle Aspekt der Geschichte gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Suche nach dem oder für euch geeigneten Therapeuten/Therapeutin und natürlich gutes Gelingen und eine lange, glückliche Beziehung!

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