Mein neues Buch ist da: „Fremdenverkehr - Warum wir so viel über Sex reden und trotzdem keinen mehr haben“



Viel zu viele Partnerschaften heutzutage leiden unter einer merkwürdigen Diskrepanz: einerseits omnipräsenter Sex in Medien und Gesellschaft und eine nie gekannte Tabulosigkeit hinsichtlich des Themas Sexualität (man denke nur an Verkaufsschlager wie „Feuchtgebiete“ oder die „Vagina-Monologe“), aber nahezu völlige Flaute im eigenen Schlafzimmer andererseits. Da muss zwangsläufig der Eindruck entstehen: Alle da draußen haben überall und ständig perfekten Sex, nur bei mir selbst läuft nichts.

Ein spannendes Thema, wie ich finde, und deshalb hat es mir auch großen Spaß gemacht, dieses Buch (endlich) zu schreiben (hier geht es zur Website von "Fremdenverkehr"). „Schwanger“ bin ich mit der Fragestellung nämlich schon sehr lange gegangen, bestimmt mehrere Jahre lang. Als Paartherapeutin bekommt man ja zwangsläufig einen sehr genauen Einblick auch in die Schlafzimmer der Klienten, und was ich dabei vor allem interessant fand, waren die Veränderungen bei den Problemen, die ich über die Jahre hinweg zunehmend beobachten konnte. War beispielsweise das Internet Sex anfangs nie ein Thema in solchen Therapien, hatte ich in der jüngeren Vergangenheit fast das Gefühl, dass virtueller Sex (sei es nun in Form von Pornografie, Cybersex oder virtuellem Seitensprung) immer öfter eine Rolle bei den Konflikten spielte. Aber nicht nur dieser Punkt, auch andere ungute „Muster“ und auch wesentliche Unterschiede zwischen weiblicher und männlicher Sexualität, die ich immer wieder bei Paaren beobachten konnte, haben mir schon lange auf den Nägeln gebrannt.

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(Guter) Sex ist zweifellos nicht alles in einer Beziehung, aber ohne ihn gerät früher oder später beinahe immer selbst die beste Beziehung in eine schwere Krise, auch wenn gerade wir Frauen dazu neigen, das gerne mal zu leugnen. Laut einer Durex-Studie zum Thema „Sexual Wellbeing“ ist in Deutschland nicht einmal die Hälfte der Befragten wirklich zufrieden mit ihrem Liebesleben. Jede zweite Ehe wird hierzulande mittlerweile geschieden; Unzufriedenheit mit dem Sex ist dabei einer der häufigsten genannten Trennungsgründe. Logisch, denn da in unseren modernen Zeiten kaum mehr äußere Zwänge Paare zusammenhalten - weshalb sollte man da auch auf Dauer in einer Beziehung verharren, in der ein so elementares menschliches Bedürfnis wie das nach einer erfüllten Sexualität nicht (mehr) gestillt wird?

Wenn es sich um eher kurze sexlose Phasen handelt, die z. B. stress- oder krankheitsbedingt sind, gibt es in den wenigsten Partnerschaften ein Problem. Es ist ganz normal, dass es in Langzeitbeziehungen auch mal eine kurze sexuelle "Flaute" aus den unterschiedlichsten Gründen gibt. Schwierig wird es in der Regel dann, wenn diese "Flaute" länger andauert (d. h. mehrere Monate, bei manchen Paaren sogar Jahre!) bzw. "einseitig" verhängt wird (was sehr oft der Fall ist). Dann passieren zwei Dinge: erstens fehlt eine wesentliche beziehungsbestätigende Aktivität. Miteinander zu schlafen erzeugt nämlich eine bestimmte Form von Nähe und Kontakt zwischen Partnern, die dann fehlt. Früher oder später bricht sich der Frust deshalb Bahn - es ist nicht mal nur der körperliche Frust, sondern auch seelischer: Wenn ich mich meinem Partner sexuell verweigere, dann entziehe ich ihm ja damit auch ganz viel an Zuwendung, Wertschätzung, Anerkennung etc. - so nach der Devise "ich finde dich nicht mehr begehrenswert". Es ist sehr kränkend auf die Dauer, wenn man vom eigenen Partner nicht mehr als erotisch anziehend wahrgenommen wird. Und zweitens gibt es (auch wenn das nicht immer offen gesagt wird) meist einen Partner, der den Sex mehr vermisst als der andere, und das führt dann zu extremer Frustration bei diesem Partner und einer (offenen oder latenten) Vorwurfshaltung gegenüber dem anderen. Diese wiederum löst bei dem dann eine Abwehrhaltung aus ("Wenn du mich unter Druck setzt, dann geht sowieso gar nichts mehr!") und - schwupps sind wir in einem wunderbaren Teufelskreis von Fordern und Verweigern, Rückzug und Verfolgung gelandet. Irgendwann geht es bei Sex überhaupt nicht mehr um die Frage nach Lust und Genuss, sondern Sex wird zum Politikum.

Ein anderes Problem ist, dass sich sexuelle Abstinenz in Beziehungen tatsächlich gerne "verselbständigt", wenn man sie länger pflegt. Man (in diesem Fall müsste man wahrscheinlich in den meisten Fällen eher schreiben: frau) kann sich die Lust auf Sex regelrecht abgewöhnen, wie man auch als Magersüchtiger irgendwann wirklich keinen Hunger mehr spürt, wenn man lange genug nichts isst. Das passiert am häufigsten in der Phase, in der man kleine Kinder hat, die einen einerseits stark fordern, andererseits aber auch sehr viele Bedürfnisse nach Nähe und Zärtlichkeit gerade bei Frauen ja auch befriedigen (für die früher der Partner "zuständig" war). Beispielsweise entsteht gerade in der Stillzeit eine sehr symbiotische, von ganz viel Intimität und Zuwendung geprägte Beziehung zwischen Mutter und Kind, die die Mutter sozusagen "rundum zufrieden" macht - auch beim Stillen wird beispielsweise Oxytocin ausgeschüttet, das "Kuschelhormon", das auch beim Sex für Wohlgefühl sorgt. Mama ist also sozusagen "satt" in Sachen körperlicher Nähe und Zärtlichkeit - Papa bleibt außen vor. Und wird dann logischerweise irgendwann unzufrieden. Darf das aber nicht so zeigen, um nicht als unsensibler, triebgesteuerter Egoist dazustehen. Die Bedürfnisse des Kindes gehen vor, und Mama muss jetzt geschont werden, weil sie ja schon die Hauptlast hinsichtlich des Kindes trägt. Dass das nur eine sehr begrenzte Zeit lang funktioniert, liegt eigentlich auf der Hand, wird aber von vielen Paaren einfach übersehen.

Sehr oft passiert es leider auch, dass man in eine überlange Abstinenzphase schliddert, weil ein Partner (meist derjenige, der rein vom Temperament her ohnehin weniger sexuell aktiv ist als der andere) beginnt, Sex als Druckmittel in der Beziehung einzusetzen. Sprich: bist du "brav" und verhältst dich so, wie ich möchte, gibt's Sex zur Belohnung - wenn du mich aber wütend machst, mir meine Wünsche verweigerst oder mir sonst Anlass zum Unzufriedensein bietest, dann verweigere ich mich dir sexuell. Das ist ein erstaunlich "beliebtes" Paarspiel, das natürlich auch sehr rasch in eine üble Spirale führt: "Wenn du nicht tust, was ich von dir will, dann schlafe ich nicht mit dir!" - "Wenn du nicht mir mit schläfst, dann tue ich auch nicht, was du von mir willst!" Damit hat Sex dann endgültig seine beziehungsstabilisierende und positiv-genießerische ursprüngliche Funktion verloren und ist zur Waffe im Geschlechterkrieg geworden. Sehr amüsiert hat mich der Aufdruck, den ich auf dem T-Shirt einer jungen Frau mal gelesen habe: „I‘ve got the pussy, so I make the rules!“ Immerhin mal eine ehrliche Aussage. Sehr häufig läuft der Prozess aber ganz unbewusst ab, und die Partner verstricken sich in diese Machtspielchen, ohne es zu merken. Und dann landet man eben irgendwann beim „Fremdenverkehr“ ....

Um all diese Fragen, Themen und Mechanismen - und natürlich vor allem darum, wie man in einer Langzeitbeziehung (wieder) guten Sex miteinander haben kann! - geht es in meinem neuen Buch. Also am besten gleich lesen - und dann: Make love, not war!

Hier ist der Trailer zum Buch:



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