Das endlose Ringen um die Gleichberechtigung



Also, jetzt wissen wir es! Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Auftrag der "Bild der Frau" eine repräsentative Studie zum Thema Männer in Deutschland durchgeführt. Und kam unter anderem zu folgendem Resultat: 64 % der deutschen Männer finden, dass es mit der Gleichberechtigung der Frauen in Deutschland mittlerweile reicht. 28 % halten die Bemühungen um Gleichberechtigung für übertrieben, 6 % beklagen gar eine Benachteiligung der Männer in Deutschland.

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Nicht wirklich überraschend, wie ich finde, aber dennoch natürlich irgendwas zwischen traurig und schockierend angesichts beispielsweise solcher Zahlen und Fakten:

  • „Im Jahr 2012 war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen mit 15,21 Euro um 22 % niedriger als der von Männern (19,60 Euro). Der Verdienstabstand zwischen den Geschlechtern im Vergleich zu den Vorjahren hat sich bundesweit nicht verändert.“ (Quelle: Statistisches Bundesamt)

  • 84 % aller Mütter unter 45 Jahren haben schon einmal ihre Berufstätigkeit unterbrochen, um die eigenen Kinder zu betreuen. Bei Vätern waren es lediglich 10 %. Mit 21 % der Väter nimmt nur jeder fünfte die ihm zustehende Elternzeit in Anspruch. Wohlgemerkt: Wir reden hier nicht von einer länger andauernden Auszeit, sondern lediglich von den zwei Monaten, um die ein Paar die Auszahlung des Elterngeldes verlängern kann, wenn der Mann sich bereit erklärt, in dieser Zeit zuhause zu bleiben. (Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach, 2010) Teilzeitarbeit kommt - so die aktuelle Allensbach-Studie - für 62 % der Männer sowieso überhaupt nicht in Frage.

  • Aufgaben im Bereich der Hausarbeit und Kindererziehung werden auch heute weiterhin überwiegend von Frauen erledigt (je nach Aufgabe im Schnitt etwa zu 75 %). Das betrifft speziell die bei vielen Männern unbeliebten Routinetätigkeiten im Haushalt, wie Wäschewaschen, Bügeln, Kochen, Fensterputzen, Reinigen von Fußböden und Bädern, aber auch zum Beispiel die Betreuung der Kinder bei den Schularbeiten. Lediglich Reparaturen im Haushalt und Rasenmähen sind eher Männerdomänen. (Quelle: Vorwerk-Familienstudie, 2010) Untermauert wurden diese Zahlen im August 2013 durch eine Allensbach-Studie im Auftrag der Zeitschrift „Emma“. "Selbst wenn beide Partner ganztags berufstätig sind, wird das Schwergewicht der Hausarbeit von Frauen geleistet", stellte die Chefin des Instituts, Renate Köcher, fest.
Jeder dritte Mann gab in der aktuellen Studie übrigens an, sich den an ihn gestellten Anforderungen nicht gewachsen zu fühlen. Die Erwartung, die heute viele Frauen an ihre Partner haben - nämlich, dass diese sich einerseits vermehrt um Familie, Kinder und Haushalt kümmern und andererseits weiterhin im Beruf erfolgreich sind - überfordert offensichtlich viele „moderne Männer“. Zwar verkündet heute kein Mann, der etwas auf sich hält, noch lautstark am Stammtisch, dass die Frau an den Herd und der Herd ins Schlafzimmer gehört. Dennoch ist die Anzahl der Männer weiterhin verschwindend gering, die begeistert Privilegien und gut bezahlte, statusbringende und intellektuell anspruchsvolle Aufgaben abgeben, um stattdessen unbezahlte, wenig aufregende und meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu erledigende Tätigkeiten wie Hemden bügeln, Toilette putzen oder Baby wickeln auszuführen. Verständlich, wer kann ihnen das verübeln? Verbrämt wird das Ganze dann charmant weiterhin mit dem Argument der von Natur aus höheren weiblichen Kompetenz in diesen Bereichen. In der aktuellen Allensbach-Umfrage behaupteten z. B. 81 % der 18- bis 44-jährigen Männer, dass Frauen Arbeiten im Haushalt wie Bügeln einfach besser erledigen. Kein schlechtes Manöver eigentlich - „Du kannst das einfach besser als ich, Schatz!“ klingt doch viel besser als: „Mach Du mal, darauf hab ich echt keinen Bock, Schatz!“, oder? Die Idee, dass man haushaltsnahe Tätigkeiten ebenso gut und geschlechtsunabhängig lernen kann wie Klavier spielen oder Börsenkurse interpretieren, scheint sich einfach noch nicht herum gesprochen zu haben ....

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Betrachtet man die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen sechzig Jahre, so lässt sich ohne Weiteres feststellen, dass viele Frauen auf das noch in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts für sie gängige Rollenmodell — Ehefrau, Hausfrau und Mutter — schlicht ein zweites, nämlich das der Karrierefrau, „draufgesattelt“ haben, ohne dafür eine einzige ihrer bisherigen Aufgaben und Pflichten abzugeben. Sie haben die Vorstellungen früherer Generationen darüber, wie sie Haushalt und Kindererziehung zu managen haben — ohne nennenswerte männliche Unterstützung jenseits des Finanziellen, stets freundlich lächelnd und herausgeputzt wie Betty Draper —, einfach beibehalten und sind zusätzlich noch berufstätig geworden mit dem Anspruch auf Erfolg. Dass man aber auf einen Vollzeitjob nun mal nicht ungestraft einen zweiten obendrauf packen und dazu einen 24-Stunden-Tag auf 48 Stunden strecken kann, haben sie dabei geflissentlich übersehen. Männern passiert das nicht so leicht - die wehren sich deshalb zunehmend mit Händen und Füßen dagegen, dass ihre Frauen von ihnen eigentlich nur genau dasselbe verlangen, wie von sich selbst: sich in beiden Lebensbereichen, Job und Familie, gleichermaßen zu engagieren. Übrigens liegt hier offenbar auch ein Schlüssel zur Fortpflanzungsunwilligkeit vieler Paare in Deutschland. Das Zukunftsinstitut in Kelkheim, das unter der Leitung von Matthias Horx Zukunftstrends prognostiziert, prophezeite in einer Studie mit dem Titel „Lebensstile 2020“ ganz klar: Mehr Kinder gibt‘s nicht durch mehr Krippenplätze, sondern dann, wenn auch verstärkt Väter zu Hause bleiben!

Und nun? Die Fronten scheinen ziemlich festgefahren: Auf der einen Seite die deutschen Frauen, von denen in der „Emma“-Studie dieses Jahr jede zweite angab, unzufrieden mit dem Stand der Gleichberechtigung zu sein (was angesichts obiger Zahlen auch nicht verwunderlich ist). Und auf der anderen Seite die Mehrzahl der deutschen Männer, die angesichts der gestiegenen Anforderungen an sie vermehrt die Köpfe schüttelt und verkündet, dass es jetzt aber mal wirklich gut sei und die Frauen Ruhe geben müssten. Da haben kommende Generationen offenbar doch immer noch eine ganze Menge Pionierarbeit in Sachen Gleichberechtigung vor sich ...

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