Briefe an dich selbst zum neuen Jahr



So, das wäre wieder mal geschafft! Silvester ist abgefeiert und das neue Jahr hat begonnen - hoffentlich gut für dich? Die meisten haben vermutlich eine zünftige Party veranstaltet und vielleicht auch so einiges an Feuerwerk in den Himmel gejagt, trotz des Regens, der zumindest in einigen Teilen Deutschlands das Spektakel etwas beeinträchtigt hat. Insgesamt ist der Jahreswechsel ja traditionell für den Großteil von uns eine eher laute, feucht-fröhliche Angelegenheit.

Aber daneben gibt es auch noch den anderen Teil der Rituale rund um Weihnachten, Silvester und die Zeit dazwischen. Im Volksmund nannte man die Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig (also die letzten sechs im alten und die ersten sechs im neuen Jahr) die „Rauhnächte“. Der Name leitet sich vom altdeutschen Wort „ruh“ (rauh, haarig, ungezähmt) ab, da sich der Sage nach in dieser Zeit Zauberer und Hexen in Werwölfe verwandeln und Mensch und Nutzvieh bedrohen konnten. Man nahm an, während dieser Nächte stünde das Geisterreich offen, Wotan bräche mit den Seelen der Toten zur wilden Jagd auf und die Dämonen beherrschten die Lüfte. Als entsprechend gefährlich galten die Rauhnächte für die Menschen. Man praktizierte daher auch allerlei Riten und Gegenzauber zur Abwehr des Bösen, wobei sich alter heidnischer Aberglaube später munter mit christlichen Bräuchen mischte: Im Haus musste Ordnung herrschen, vor allem durfte keine Wäsche auf der Leine hängen, da sonst die wilde Jagd, davon angezogen, durchs Haus reiten und Tod und Unheil über dessen Bewohner bringen würde. Frauen und Kinder sollten nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße gehen; Haus und Ställe wurden mit Weihwasser und Weihrauch gesegnet und Gebete gesprochen, um das Übel abzuwenden. Lärm, Glockenläuten, Böllerschüsse und Maskenumzüge sollten dazu dienen, die Dämonen zu vertreiben.

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Gleichzeitig bot diese Zeit aber auch Möglichkeiten, dem Schicksal in die Karten zu schauen, wenn man wusste, wie man es anzustellen hatte: Orakel galten in dieser Zeit als besonders aussagekräftig (vielleicht hat ja auch der eine oder andere von euch an Silvester diese Tradition mit dem Bleigießen gepflegt?). Unverheiratete Mädchen konnten zu Mitternacht an einem Kreuzweg ihrem künftigen Bräutigam begegnen, durften dessen Erscheinung aber weder ansprechen noch ihr hinterher schauen. Der Kreuzweg musste rückwärts gehend und schweigend verlassen werden, da das Mädchen sonst Gefahr lief, von der wilden Jagd mitgenommen zu werden. Und wer wollte, konnte um Mitternacht mit den Tieren im Stall sprechen, und sie fragen, was die Zukunft bringe - fiel aber dem Glauben zufolge direkt danach leider tot um. Weniger gefährlich waren die Wetteraufzeichnungen der Bauern: Jeder der zwölf Lostage (ab dem 26.12.) lieferte angeblich eine Prognose darüber, wie das Wetter im entsprechenden Monat des Folgejahres werden würde - der 26.12. für den Januar, der 27.12. für den Februar usw. Ganz ursprünglich begannen die Rauhnächte schon mit dem Thomastag, dem 21.12., nicht umsonst der Tag der Wintersonnenwende und der mit der längsten Nacht des Jahres. Er kennzeichnet den Beginn eines neuen Jahreszyklus. Wie alles Neue, galt auch auch der Beginn des neuen Zyklus‘ als noch schwach und besonders gefährdet und musste vor schlechten Einflüssen beschützt werden, bis nach dem 6. Januar der Übergang vom Chaos zur Ordnung als vollzogen galt und wieder Ruhe einkehren konnte.

Die Rauhnächte und die Zeit um das Jahresende und den Jahresanfang herum galten daher immer schon auch als die Zeit der Besinnung und der Einkehr: Abschied nehmen vom Alten, das noch nicht ganz vergangen ist, und Konzentration auf das Neue, das noch nicht ganz angekommen ist; auch im Einklang mit dem von der Natur vorgegebenen Rhythmus der Sonnenwende. Ich finde auch, es ist eine gute Zeit, um noch mal Bilanz zu ziehen und Rückschau zu halten, aber auch für Pläne und Ziele. Nicht von ungefähr gibt es ja auch alle Jahre wieder bei vielen Menschen zu Silvester jede Menge guter Vorsätze für das neue Jahr. Und nicht umsonst ist es die Zeit, in der viele Menschen, die sonst eher schreibfaul sind, zu Weihnachts- und/oder Neujahrskarten greifen und Grüße und gute Wünsche an Freunde und Familie versenden.

Ich würde dir gerne heute vorschlagen, die verbleibende Zeit der Rauhnächte mal für einen oder zwei Briefe an dich selbst zu nutzen. Das ist ein Ritual, das in vielen Situationen seine Berechtigung haben kann, das aber, wie ich meine, besonders gut in diese Zeit des Loslassens und des Neubeginns passt. Am besten schreibst du die Briefe mit der Hand - manche Therapeuten meinen sogar, es wäre wichtig, sie mit der Nicht-Schreibhand zu schreiben, aber das überlasse ich dir. Such dir ein schönes, dich ansprechendes Briefpapier aus und einen Stift, mit dem es dir Spaß macht zu schreiben.

Der erste Brief ...


... ist ein „Brief von dir an dich“. Der ist für dich vor allem dann wichtig, wenn du jetzt schon weißt, dass 2007 für dich irgend etwas besonders Wichtiges bereit hält - sei es nun etwas Positives (vielleicht erwartest du gerade ein Baby, hast eine berufliche Veränderung in die Wege geleitet oder planst einen Umzug in eine neue Wohnung) oder etwas Negatives (vielleicht steht dir eine Operation bevor, eine schwere Prüfung oder du musst mit dem Verlust deines Arbeitsplatzes rechnen). Du kannst ihn natürlich aber auch einfach so schreiben. Halte in ihm einfach das fest, was dir im Moment gerade wichtig ist, was deine Gedanken und Gefühle beherrscht, wovor du Angst hast oder worum du dir besonders Sorgen machst, worauf du dich jetzt schon freust und was für Ideen und Pläne dir im Kopf herumspuken. Betrachte ihn wie eine Art umfangreicheren Tagebucheintrag - Stand Jahreswechsel 2006/2007. Leg dir keinen Maulkorb an, der Brief ist nur für dich selbst, niemand sonst wird ihn lesen. Schreib dir einfach von der Seele, was gerade an Licht und Schatten da ist und wie es dir geht.

Wenn du damit fertig bist, steck ihn in einen Umschlag und versiegele ihn - ein bisschen Kerzenwachs vom Adventskranz reicht schon dafür. Dann such dir ein Datum aus, zu dem du den Brief von dir selbst erhalten sollst, am besten einige Zeit nach dem bevorstehenden (positiven oder negativen) Ereignis, in jedem Fall aber spätestens Ende dieses Jahres. Schreib das Datum auf den Umschlag und deponiere ihn irgendwo, wo du ihn an dem festgesetzten Tag hervorholen und noch mal lesen kannst. Oder - noch besser - gib ihn einem guten Freund oder einer guten Freundin mit der Bitte, ihn dir irgendwann im Laufe der zweiten Jahreshälfte bzw. irgendwann nach einem bestimmten Termin wiederzugeben oder ihn dir im Idealfall sogar wirklich per Post zu schicken (natürlich ohne dir das vorher anzukündigen, damit er dich unerwartet erreicht). Du wirst überrascht sein, wie spannend es sein kann, einen Brief von sich selbst zu bekommen!

Der zweite Brief ...


... ist ein „Brief aus der Zukunft“. Versetze dich dafür gedanklich ein Jahr weiter. Stell dir vor, in diesem Jahr (also bis Silvester 2007) sind dir alle dir wichtigen beruflichen und privaten Vorhaben gelungen. Du hast erreicht, was du dir für 2007 erträumt hast, und du blickst am 31.12.2007 auf ein glückliches, wunderbares Jahr zurück. Nimm dir Zeit, dieses Bild ganz detailliert vor deinem inneren Auge entstehen zu lassen. Wo bist du? Wer gehört alles zu deinem Leben? Was tust du beruflich? Wie sieht deine Umgebung aus? Wie fühlst du dich? Was hat sich alles verändert seit Silvester 2006? Wie ist es zu diesen Veränderungen gekommen, wer hat was dazu beigetragen?

Wenn du das Bild ganz klar vor dir hast, dann schreib dir selbst von diesem Silvesterabend 2007 aus einen Brief, in dem du deinem heutigen Ich erzählst, wie das Jahr verlaufen ist, was sich alles getan hat, und wie du gerade (Silvester 2007) lebst, wie du diesen Silvesterabend verbringen wirst und was dich glücklich auf das Jahr 2007 zurückschauen lässt. Denk dabei immer daran, dass in 2007 einfach alles optimal und ganz nach deinen Wünschen verlaufen ist!

Wenn du den Brief beendet hast, steck ihn in einen Umschlag und bewahre ihn irgendwo auf, wo du ihn dir im Laufe des Jahres anschauen kannst, wann immer du möchtest. Er wird dir helfen, deine Ziele im Blick zu behalten und kleine Schritte in die von dir gewünschte Richtung zu gehen. Und vielleicht ein bisschen (weiße) Magie entfalten, wer weiß. Schließlich ist es die Zeit der Rauhnächte ...

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