10 Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit



Der Rhythmus der Natur beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere körperliche Verfassung in vieler Hinsicht oft stärker, als uns bewusst ist; auch wenn sich die Effekte durch moderne Errungenschaften wie Heizung, elektrisches Licht und Klimaanlagen natürlich abgeschwächt haben. Jetzt im Frühling herrscht überall Aufbruchsstimmung: die meisten Menschen fühlen sich dazu passend auch tatsächlich ebenfalls munterer und fröhlicher. Das hat zum Teil mit ganz konkreten körperlichen Veränderungen zu tun, die die erhöhte Tageslichtmenge in uns auslöst: Unser Puls steigt im Frühjahr; die meisten Menschen schlafen jetzt automatisch weniger, und viele haben jetzt auch weniger Hunger als im Winter (deswegen fällt es um diese Jahreszeit auch leichter, ein paar überflüssige Pfunde los zu werden, die uns die vergangenen Monate vielleicht beschert haben). Kinder wachsen im Frühjahr sogar schneller als im Herbst, wurde in Studien belegt!

Ursache für den ganzen zusätzlichen Elan sind vor allem die jetzt immer länger werdenden Tage. Je mehr Licht unsere Zirbeldrüse nämlich abbekommt, desto weniger Melatonin produziert sie. Melatonin ist das Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert (Fernreisende kennen Melatonintabletten deswegen oft als probates Mittel gegen den Jetlag.) Weniger Melatonin bedeutet weniger Schläfrigkeit. Außerdem steigt gleichzeitig durch die erhöhte Lichtmenge auch der Spiegel des Neurotransmitters Serotonin in unserem Gehirn an, das für gute Laune sorgt. Beide Hormonveränderungen "beflügeln" uns im Frühling also sozusagen und spornen uns an, Dinge in Angriff zu nehmen. Viele Menschen fühlen sich jetzt geradezu euphorisch und sprühen vor Energie.
Scheinbar paradoxerweise sind andere Menschen dagegen aber gerade im Früher eher müde und antriebslos. Vom Phänomen der Frühjahrsmüdigkeit ist laut Studien jeder zweite Deutsche betroffen (das Wort gibt es so auch nur in unserer Sprache). Ältere Menschen und Jugendliche leiden besonders häufig an Frühjahrsmüdigkeit, aber auch Frauen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich um diese Jahreszeit überdurchschnittlich häufig eher schlapp. Forscher vermuten, dass der Körper von unter Frühjahrsmüdigkeit leidenden Menschen schlicht Probleme hat, sich an den plötzlichen Wetterumschwung mit stärkeren Temperatur- und Helligkeitsschwankungen anzupassen. Zum Glück hält das meist nicht länger als 2 - 3 Wochen an, dann hat der Körper die Umstellung geschafft und es geht normalerweise wieder aufwärts mit dem Befinden.

Ganz ungefährlich für die Psyche ist der Frühling sowieso nicht: Studien belegen, dass die Suizidrate rund um den Globus im späten Frühjahr und im Frühsommer dramatisch in die Höhe schnellt. Eigentlich sollte man ja meinen, dass der Frühling eher ein Gefühl von Optimismus mit sich bringt, steht er doch im Sprachgebrauch geradezu als Metapher für Hoffnung, Neubeginn und Aufbruch. Scheinbar trifft das aber nicht auf alle Menschen gleichermaßen zu. Warum das so ist, darüber sind sich Forscher nicht ganz einig. Manche nehmen an, dass es für einen eher bedrückten Menschen vielleicht schwer ist, die allgemeine Jubelstimmung um sich herum auszuhalten, weil sie so gar nicht zu seinem inneren Erleben passt. Wenn alle anderen um einen herum fröhlich und energiegeladen sind, fühlt man sich als deprimierter Mensch unter Umständen doppelt schlecht. Und irgendwann erträgt man diese Diskrepanz dann vielleicht nicht mehr länger. Depressive können „sich nicht mehr freuen, nicht mehr genießen und nicht mehr aktiv sein“, schreibt Angela Schuh, Professorin für Medizinische Klimatologie an der Münchner Universität. „Da bei positivem Wetter die Umwelt positiv und aktiv ist, fühlen sie sich dann besonders ausgeschlossen und traurig. Bei trübem Wetter erfahren Depressive dagegen etwas Erleichterung, da auch ihre Mitmenschen eher antriebslos sind oder eine gedrückte Stimmung haben.“ Ein anderer möglicher Erklärungsansatz für das Phänomen geht dagegen davon aus, dass gerade der zusätzliche Energieschub, den der Frühling mit sich bringt, das Problem verursacht: Für einen depressiven Menschen liefert er möglicherweise genau das Quäntchen an Kraft, das ihm im Winter gefehlt hat, um seinem Leben tatsächlich ein Ende zu setzen. Suizid erfordert nämlich einen hohen Energielevel, keinen niedrigen, schließlich gehört dazu sehr viel Entschlossenheit.

Das sind aber natürlich Extremfälle von Frühjahrsdepression, zu denen du hoffentlich bei weitem nicht gehörst! (Falls doch, bitte hier weiterlesen.) Zur Bekämpfung der ganz normalen Frühjahrsmüdigkeit bzw. auch einer leichten depressiven Verstimmung kommen hier 10 Tipps, die alle leicht und ohne Aufwand umzusetzen und prima wirksam sind:


  • Klingt fies, ist aber in seiner Wirksamkeit gegen Frühjahrsmüdigkeit und sogar gegen leichte Depressionen hervorragend wissenschaftlich belegt: Schlaf nicht länger als sonst, sondern stelle dir den Wecker eher eine halbe Stunde früher, als es sein müsste. Paradoxerweise ist es nämlich so, dass zu viel Schlaf depressive Verstimmungen verschlimmern kann. (Kurzfristiger) Schlafentzug dagegen sorgt bei 50 - 80 % der depressiven Patienten für eine sprunghafte Stimmungsaufhellung. Warum das so ist, ist noch nicht hundertprozentig klar. Eine Hypothese dazu lautet, dass zu viel REM-Schlaf depressive Verstimmungen fördert. Da sich REM-Phasen speziell in den Morgenstunden häufen, reduziert frühes Aufstehen also vor allem die REM-Schlaf-Gesamtdosis. Durch das kürzere Schlafen werden deine Schlafphasen auch mittelfristig tiefer und der Schlaf insgesamt erholsamer. 7 - 8 Stunden sind okay, mehr ist zu viel. Manchmal fährt man als Erwachsener sogar mit 6 Stunden eine Zeitlang besser, was die Stimmung angeht - probiere ein bisschen herum, um deine derzeit optimale Schlafdauer zu ermitteln.

  • Wo wir schon bei fiesen Tipps für den Morgen sind: Probiere es nach der warmen Dusche morgens mal mit einem Strahl kalten Wassers zum Abschluss. Oder gleich mit Wechselduschen. Kostet erst mal Überwindung, bringt aber den Kreislauf auf Touren und hilft den Gefäßen enorm bei ihrer jetzt nötigen Anpassungsarbeit an die veränderten Temperaturen. Und richtig wach bist du hinterher auch garantiert ...

  • Bewegung, Tageslicht und frische Luft helfen deinem Körper bei der Umstellung von Winter auf Frühjahr am meisten. Mach deshalb möglichst jeden Tag (am besten gleich in den Morgenstunden) einen flotten Spaziergang draußen. Vielleicht kannst du ja das Auto schon einige Straßen entfernt von deinem Büro abstellen, oder du steigst zwei Stationen vor deinem eigentlichen Ziel aus Bus oder Bahn aus und läufst den Rest der Strecke? Das erleichtert es deinem Körper, seine innere Uhr anzugleichen. 

  • Reiß jetzt öfter mal das Fenster auf und lüfte kräftig durch! Jede Extradusche Sauerstoff gibt deinem Gehirn einen Kick und vertreibt die Schlappheit. Im Idealfall machst du vor dem Fenster eine kleine Atemübung: Atme dazu einfach tief ein (ca. 5 Sekunden lang) und dann doppelt so lange wieder aus (ca. 10 Sekunden lang). Denk dabei an etwas Schönes, z. B. an einen Lieblingsort aus deinem letzten Urlaub.

  • Sonnenlicht steigert, wie schon erwähnt, auch den Spiegel des Botenstoffes Serotonin, dem eine stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben wird. Fang also jeden Sonnenstrahl ein, den du erhaschen kannst: Wie wäre es bei schönem Wetter mittags mit einem kleinen Picknick irgendwo draußen? Das bekommt deiner Seele jetzt viel besser als ein schweres Essen in der Kantine. Je länger du an einem sonnigen Frühlingstag im Freien sein kannst, desto mehr steigt nicht nur deine Laune, sondern auch dein Energielevel.

  • Schwing dich aufs Fahrrad und mach eine Radtour, stürz dich in die Gartenarbeit, unternimm Ausflüge zu reizvollen Zielen in deiner Umgebung. Alles, was dich nach draußen unter freien Himmel bringt, hilft wunderbar gegen das Frühjahrstief. Selbst an einem bewölkten Tag ist es draußen immer noch hell genug, um deine Melatonin-Produktion zu drosseln und die Serotonin-Ausschüttung nach oben zu treiben. Und wenn‘s wettertechnisch tatsächlich mal arg ungemütlich ist: vielleicht gibt es ja in der Nähe irgendwo einen botanischen Garten mit großen Glashäusern, in denen du hell, aber wettergeschützt zwischen exotischen Pflanzen herumspazieren kannst?

  • Starte eine Frühjahrsputz- und -entrümpelungsaktion! Warum das glücklich macht und sogar gegen depressive Verstimmungen hilft, habe ich hier schon ausführlich beschrieben. Das Anfangen kostet ein bisschen Überwindung, aber danach wird das Ganze zum Selbstläufer, versprochen!

  • Wo wir beim Entrümpeln sind: Wirf mal einen Blick in dein Inneres! Gibt‘s da auch das eine oder andere, was du jetzt vielleicht besser entrümpeln solltest? Kleine Verletzungen und Kränkungen, Groll auf jemanden, den du noch mit dir herumträgst oder andere negative Dinge und Gefühle aus der Vergangenheit? Entrümpeln betrifft in diesem Zusammenhang übrigens nicht nur negative Emotionen, die man los werden will, sondern auch "lose Enden", die noch im eigenen Leben herumhängen - weil man z.B. eine Aufgabe nicht erfüllt hat und schon lange vor sich her schiebt, oder weil man etwas nicht abschließend geklärt oder besprochen hat mit jemandem, weil man einen Konflikt vermeiden wollte. Unproduktives Grübeln, Zorn, vielleicht sogar Hass, Trauer ... eben alles, was weh tut. Zahlreiche psychologische Studien bestätigen, dass es uns sogar körperlich krank machen kann, wenn wir z. B. anderen Menschen Kränkungen und Verletzungen nicht vergeben, sondern darauf beharren, sie ihnen nachzutragen: Herzschlagrate, Blutdruck und andere Stresszeichen stiegen deutlich an, wenn die Teilnehmer der Studie über den offenen Rechnungen, die sie mit anderen zu haben meinten, brüteten. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit für dich, hier das eine oder andere endgültig los zu lassen?

  • Was für den Morgen mit dem eher früheren Aufstehen gilt, gilt jetzt auch für den Abend: Gib der Müdigkeit nicht jedes Mal gleich nach, wenn sie dich überkommt. Sonst besteht die Gefahr, dass schöne Unternehmungen zu kurz kommen und du dich zu sehr einigelst. Angenehme Aktivitäten fördern die Serotonin-Ausschüttung nämlich fast genauso gut wie Sonnenlicht. Triff dich mit Freunden, geh aus, schreib dich für einen Kurs ein, der dich interessiert oder tritt einem Sportverein bei - alles ist besser, als um neun vor dem Fernseher auf der Couch einzuschlafen!

  • Last but not least: Manchmal ist es erlaubt, der Müdigkeit - aber nur tagsüber und nur kurz, bitte! Wenn du sehr müde bist und die Möglichkeit dazu hast, halte ein kleines Mittagsschläfchen. Aber nicht länger als 30 Minuten, sonst produziert dein Körper wieder Melatonin und dann wird es kontraproduktiv. Solange es aber nicht mehr als diese halbe Stunde ist, kann auch ein kurzes Powernapping sehr gut gegen Frühjahrsmüdigkeit helfen und dir neuen Schwung für den Rest des Tages verleihen!

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